Buchmesse 2012 mit kleinen Hindernissen

Buchmesse 214Auf der Autobahn stelle ich fest, dass meine Digitalkamera zuhause liegt. Glücklicherweise befindet sich im Auto für alle Fälle eine ältere Kamera. Ich besorge mir eine Batterie und einen Film. Gut, dass ich erst morgen zur Buchmesse fahre.

Frühsport am Morgen

Ich kaufe mir eine Fahrkarte. Mir wird versichert, dass der Zug auf Gleis 1 abfährt. Am nächsten Tag sagt die Anzeigetafel , dass der Zug von Gleis 3 fährt. Ich laufe die Treppe hinunter und steige die Treppen wieder hoch. Außer mir, befindet sich hier nur ein älterer Herr. Nach kurzer Zeit stehen viele Reisende bei uns. Der Zug fährt aber planmäßig auf Gleis 1 ein. Wie strömen wieder zurück auf Gleis 1. Frühsport am Morgen. Wir haben nun 5 Minuten Verspätung. Die weitere Fahrt verläuft ohne weitere Verzögerungen.

Normalerweise würde ich zu Fuß vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Messe laufen. Seit Freitag habe ich eine Entzündung im rechten Fuß und gönne mir daher den Luxus per S-Bahn zur Buchmesse zu fahren.

Mein erster Weg führt mich zum Stand des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht. Frau IMAGE0004_4AVockenberg und Frau Meinshausen sind bereits am Stand. Ich mache Fotos und Frau Vockenberg möchte nun mich fotografieren. Da wir uns inzwischen schon so an die Digitalkameras gewöhnt haben, ist es recht ungewöhnlich, dass wir beim Fotografieren wieder durch den Sucher sehen müssen. Wir amüsieren uns köstlich.

Kluge Köpfe für den Wandel

Um 10 Uhr beginnt in Halle 4.0 Stand A 1320 die Veranstaltung „Most Wanted. Kluge Köpfe für den Wandel – Recruiting und Personalentwicklung in der Medienbranche“. Es ist eine der vielen Veranstaltungen vom „Forum Verlagsherstellung 2012“.

Ich sitze in der letzten Reihe. Während die Veranstaltung im vollen Gange ist, werde ich seitlich von hinten angesprochen. Die Aussprache ist sehr feucht und ein dicker Tropfen landet auf meiner Wange dicht neben dem Mund. Ich habe das Gefühl, dass meine Gesichtszüge in diesem Moment gefrieren. Am liebsten möchte ich aufstehen und mir sofort die Wange abwaschen. Vorübergehend finde ich eine andere Lösung. Es wäre unhöflich, die Veranstaltung unnötig zu stören.

Vertreter der Verlage Haufe Lexware, Cornelsen Verlag, Ganske Verlagsgruppe und Ullstein Buchverlage werden von einer Vertreterin von Bommersheim Consulting interviewt.

Zunächst erfolgt eine kurze Branchenanalyse: Die Branche verzeichnet sinkende Umsätze, die Kosten steigen, aber der Personalbedarf steigt. Es gibt einen Mangel an Fachpersonal. Durch Employer Branding (dt. Arbeitgebermarkenbildung) erhofft man sich eine Chance die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

„Kluge Köpfe“ von heute sind unabhängig, experimentierfreudig, denken vernetzter, haben eine andere Lebenssetzung, erwarten andere Arbeitsbedingungen und sind bereit zu einer eigenen Firmenneugründung. Um sie an die Firma zu binden, muss man ihnen eine interessante Zukunftsperspektive geben.

Fachkräfte kann man auch in dem vorhandenen Mitarbeiterstamm finden, im dem man sie weiterbildet. Anfangs sollte man aber keine hundertprozentige Leistung von ihnen erwarten.

Die gelernten Tugenden darf man nicht riskieren, sondern sie müssen bewahrt werden. Ältere Mitarbeiter könnte man beispielsweise in der Autorenbetreuung einsetzen.

Der alte und neue Mitarbeiterstamm soll ein gemeinsames Ziel verwirklichen. Ein Konkurrenzkampf zwischen beiden Gruppen ist nicht erwünscht.

Der digitale Bereich erfordert nicht nur das unkonventionelle Denken der Youngster, benötigt wird auch die analytische Fähigkeit: Die Fähigkeit ins Detail gehen zu können, ohne den Blick für das Ganze zu verlieren. Auch Ausdauer ist gefragt. Diese Anforderungen sind sehr häufig bei den erfahrenen Mitarbeitern zu finden.

Einig waren sich die Befragten auch darin, dass die Kommunikation verbessert werden muss. Alle Mitarbeiter sollten auf demselben Informationsstand sein.

Der Wandel in der Branche ist ein permanenter Wandel. Durch ihn kann eine kontinuierliche Kraft entstehen. Vorgesetzte müssen ihre eigene Begeisterung vorleben und die Mitarbeiter dadurch ebenfalls begeistern.

Eigentlich hatte ich speziellere Tipps zur Weiterbildung von älteren Mitarbeitern erhofft.

Verlagssoftware Navision

Nun habe ich einen Termin mit Sebastian Mayeres am Stand der Firma KNK . Auf meinem Weg dorthin treffe ich zwei ehemalige Kollegen, die gerade ihre Tätigkeit in anderen Firmen aufgenommen haben und unterhalte mich kurz.

Es ist noch relativ ruhig am Stand der Firma KNK. Ich bin sehr erfreut darüber, dass ich meine vielen abteilungsspezifischen Fragen in Ruhe stellen kann. Niemand unterbricht mich. Zusammenhänge werden mir klarer. Aus der von mir eingeplanten halbe Stunde wird eine Stunde. Eine Stunde, die sich wirklich gelohnt hat. Besonders begeistert bin ich über die Möglichkeit über die Projektkarte aussagekräftige Werbematerialien zu erstellen.

Rechtemanagement mit SAP

Als nächstes höre ich mir das Referat von Markus Krenn und Albrecht Schuppert über das Thema „Zukunftssicheres Rechtemanagement mit SAP“ an. Veranstalter ist die Firma Arvato Systems GmbH .

An uns Zuhörer ergeht die Aufforderung von den anderen Branchen bezüglich der Rechteverwertung zu lernen. Es fällt der Begriff „Content-Broker“. Sie vermarkten Content, also Inhalte. Möglichkeiten zum Verkauf von Content gibt es viele: z. B. seitenweise, Einzelkapitel, als Flatrate oder Rechtepakete.

Bei der Rechteverwertung muss die unterschiedliche Rechtesituation beachtet werden. Hierzu gehört die zeitliche Beschränkung, aber auch die Frage welche Rechte der Autor dem Verlag tatsächlich überlassen hat. Gibt es zum Beispiel eine sprachliche Einschränkung bei der Lizenzvergabe?

Ein Aggregator (Software oder Dienstleister) soll Content sammeln, kategorisieren und für bestimmte Zwecke zur Verfügung stellen. Es könnte eine Trennung zwischen Text-und Bilddatenbanken erfolgen.

Die Abrechnung der Nebenrechtserlöse und der offenen Posten werden detailliert sichtbar gemacht.

Bedacht werden sollen die heutigen und künftigen Anforderungen an das Rechtemanagement und der Honorierung.

Eine Mitarbeiterin von Arvato Systems GmbH spricht mich noch an.

Leichte Kopfschmerzen und mein Kreislauf machen sich bemerkbar. Da ich aber den Auftrag erhalten habe, bei dem Essen und Erfahrungsaustausch der CCC (Copyright Clearance Center) in Halle 4.C Entenne vorbeizusehen, mache ich mich auf den Weg. In dem mir bekannten Zeitfenster der Veranstaltung treffe ich ein. Die Dame im Vorraum teilt mir mit, dass die Veranstaltung schon zu Ende sei, da sie früher begonnen habe.

Persönliches Treffen

Gestärkt durch Brot und etwas Mineralwasser begebe ich mich zur Halle 3.0. Die Rolltreppe abwärts ist ausgefallen und ich laufe auf ihr nach unten. Da ich noch einen Termin mit Frau Raiser von der Deutschen Bibelgesellschaft in Halle 3.1 habe, muss ich die Treppe auch zu Fuß wieder hoch. Hoffentlich gibt es dadurch keine neuen Beschwerden mit meinem Fuß.

Frau Raiser ist schon einige Jahre meine Ansprechpartnerin bei Abdruckanfragen. Sie schreibt immer sehr nette Emails. Wir verstehen uns sofort, als wir uns nun persönlich kennenlernen. Es ist ein sehr schönes Gespräch. Wir sprechen neben den beruflichen Themen auch über unsere ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ich erwähne, dass ich zum “Jahr der Bibel” (2003) eine Radiosendung über verschiedene Bibelübersetzungen produziert habe. Sie ist freudig überrascht zu hören, dass Prof. Dr. Robert Hanhart mir ein Interview über die „Septuaginta“ gegeben hat. Bevor ich gehe stellen wir fest, dass wir bei demselben Referenten ein Seminar zum Thema „Bildrechte“ besuchten. Ich verspreche ihr, den passenden Link für den Blog von Rechtsanwalt Thomas Schwenke zu senden. Bald wird sie wieder eine Abdruckanfrage von uns erhalten.

Promis auf der Buchmesse

Ein wenig Zeit bleibt mir noch, um mich bei den Publikumsverlagen umzusehen. Dieses oder jenes Buch nehme ich in die Hand, lese es an. Während ich so die Gänge hinuntergehe, sehe ich an einem Stand Sky du Mont und später Daniel Cohn-Bendit. Plötzlich steht der Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo vor mir. Ihn sehe ich später noch einmal am Stand der „Zeit“. Gerade werden die Blogger Sascha Lobo und Kathrin Passig zu ihrem Buch „Internet – Segen oder Fluch“ interviewt.

Ich nehme vieles wahr auf dieser Messe: ausdruckslose Gesichter auf den Rolltreppen, kleine Eitelkeiten, freundliche Gesten, ein aufrichtiges Lächeln, ein Lichtschalterlächeln, das jäh erlischt, wenn es nicht die gebührende Aufmerksamkeit bekommt und in eine Machtdemonstration übergeht und sogar versucht den anderen der Lächerlichkeit preiszugeben.

Per S-Bahn begebe ich mich wieder zum Hauptbahnhof. Mein Zug kommt schon früh an. Ich steige ein, lese noch etwas und falle in einen leichten Schlaf. Wir haben inzwischen 9 Minuten Verspätung, weil die Türen nicht immer schließen wollen. Wir holen einige Minuten wieder auf. Vom Bestimmungsbahnhof laufe ich zum Parkplatz und spüre meine Füße. In der Unterkunft angekommen, ziehe ich als erstes meine Schuhe aus.

© Ingeborg Lüdtke

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