Die Unterdrückung der Frau von Gott gewollt?

– Ein Brief an eine Freundin –

Liebe Dina,

es war richtig schön wieder mal mit Dir so ausführlich reden zu können. Wir sehen uns ja so selten.
Leider musstest Du am Mittwoch so schnell weg. Ich hätte mich gerne noch weiter mit Dir über die Unterdrückung der Frau unterhalten.
Auch war die Frage, ob Gott die Unterdrückung der Frau wollte, höchst interessant.
Die Frage ließ mir keine Ruhe und so habe ich einige Nachforschungen angestellt.
Da ich annehme, dass Dich dieses Thema auch interessiert, dachte ich mir, ich könnte Dir meine Erkenntnisse in Briefform zukommen lassen.

Beginnen möchte ich mit dem oft zitierten Bibeltext aus 1. Mose 3:16.
Ach, Du hast momentan keine Bibel in der Nähe, weil Du gerade gemütlich auf dem Sofa liegst und keine Lust hast aufzustehen?
Kein Problem. Ich lese Dir die Stelle einfach mal aus der Scofield-Bibel vor.

Im 2. Teil der Bibelstelle heißt es: „Nach Deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich HERRSCHEN.“
Die Interlinear-Übersetzung von Steurer sagt: “Er wird herrschen über Dich“.
Die Lutherbibel sagt „und er soll Dein HERR sein“.
Zu dieser Übersetzung erhielt ich vor 11 Jahren mal einen Brief eines Doktors der Mathematik. Ich lese Dir die Passage aus seinem Brief am besten vor:

Er schreibt: „Übrigens, im ersten Buch Mose, Kapitel 3,16 am Schluss steht ein berühmter Satz, der die Frau eines Buchdruckers im Mittelalter so wurmte, dass sie heimlich an den Setzkasten schlich und aus dem Satz den oft wahreren machte:“ Er soll dein Narr sein“. Niemand merkte das rechtzeitig, der Texte wurde gedruckt, und nun zählt die „Narrenbibel“ zu den bibliophilen Seltenheiten.“

Bisher habe ich noch keine Bestätigung aus Fachkreisen erhalten, dass es tatsächlich eine Narrenbibel gab.
Wie dem auch sei, die Reaktion der Frau des Buchdruckers ist durchaus verständlich.

“Er wird über dich herrschen“. Ist dieser Satz wirklich ein Befehl Gottes über die Frauen zu herrschen?
Bestimmt NICHT.
Vielmehr wird zum Ausdruck gebracht, dass Gott voraussah, wie Männer Frauen später behandeln würden.
Es war niemals der Vorsatz Gottes, dass Männer über Frauen herrschen sollten.

Aus 1. Mose 2:18 erfahren wir, dass Gott Eva Adam als Gehilfin und Gegenstück gab. Andere Übersetzungen sprechen auch von einer Hilfe, die ihm entspricht.
Ein Gegenstück ist gleichwertig, auch muss es nicht unbedingt dieselbe Form haben.
Hm, das Wort Gehilfin bereitet Dir Probleme? So abwertend, wie Du dies verstehst, kann es gar nicht sein.
Das hebräische Wort, das hier mit „Gehilfin“ übersetzt wird, kann auch mit „Helfer“ übersetzt werden.
Oft bezieht sich dieser Begriff auch auf Gott. (Hosea 13:9)

Interessant ist die Stellung der Frau im Alten Israel:

Ach, nun klingelt das Telefon, ich werde nachher weiterschreiben..

(Unterbrechung durch Musik TRACK 11:2:45 Min)

Nun bin ich wieder da:

Also noch einmal:

Interessant ist die Stellung der Frau im Alten Israel:

In dem “Theologischen Begriffslexikon zum Neuen Testament“ heißt es u.a.: “Die Frau …ist, im Unterschied zu ihrer Einstufung in der übrigen orientalischen (Religions)-Welt als Person und als Partnerin des Mannes anerkannt.“

Das hört sich doch wohl schon einmal gut an oder?

Die Art der Stellung der Frau kommt im letzten Buch der Hebräischen Schriften zum Ausdruck, wo der Prophet Maleachi in Kapitel 2: 14 die Frau eines Mannes als „Gefährtin“ oder als seine „Mitgenossin“ bezeichnet.
Na liebe Dina, nun bleibt Dein Auge sicher bei dem Wort „Mitgenossin“ hängen .Jetzt denkst du sicher: “Genossin?Das klingt eher politisch.“
Laut dem „Herkunftswörterbuch“ vom Duden wurde das Wort „Genosse“ bis zum Ausgang des 19.Jhdts. im wesentlichen im Sinne von „Gefährte oder Gleichgestellter“ verwendet. Später wurde dieser Begriff nur noch rein politisch verwandt.

Auch durch das mosaische Gesetz blieb die Würde der Frauen gewahrt und sie hatten viele Rechte und Vorrechte.
Vielleicht kennst Du Sprüche Kapitel 31, da wird nämlich ein Loblied auf die Frauen gesungen,
Der Wert einer Frau wurde weit mehr über den Wert von kostbaren Korallen (also Schmuckstücke) geschätzt.
Aus diesem Kapitel der Bibel erfahren wir auch, das die Israelitin im alten Israel bei weitem „kein Heimchen am Herd“ war. Zur ihrem Aufgabenbereich zählte nicht nur der Haushalt und die Kinderziehung.
Sie konnte auch Grundstücke kaufen und verkaufen, ein Feld bewirtschaften und ein kleines Geschäft führen.
Sie war auch für Worte der Weisheit bekannt.

Wenn man das mit heute vergleicht, war sie doch recht emanzipiert. Sie verdiente dieses Loblied mit Sicherheit!!

Gemäß dem Gesetz mussten Frauen geachtet werden. In den 10-Geboten heißt: “Du sollst Vater und Mutter ehren“(2.Mose 20:12).
Selbst König Salomo ehrte seine Mutter Batheseba.
Von ihm wird in der Bibel berichtet, dass er sich vor ihr erhob und sich vor ihr nieder beugte. Ferner ließ er einen 2. Thron holen, damit sie sich zu seiner Rechten setzen konnte (1.Könige 2:19).

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, wie es sich aber verhielt, wenn die Frau einen Vorschlag machte oder einen Rat gab?

Nun klingelt es an der Tür. Heute bin ich anscheinend sehr gefragt!

(Unterbrechung mit Musik Track12 Dauer 2:42 Min.)

So, auf ein Neues: Wie verhielt es sich, wenn die Frau einen Vorschlag machte oder einen Rat gab?

Nun der Rat von gottgefälligen Frauen wurde sicherlich geschätzt und sogar befolgt.
Neben wir zum Beispiel Abraham, der wollte allerdings den Rat seiner Frau, nicht befolgen. Gott ließ ihn aber wissen: „Höre auf ihre Stimme.“(1.Mose 21:10-12)
David wurde sogar durch Abigail dringende Bitte davon abgehalten Blutschuld auf sich zu bringen.
Erhörte auf sie, obwohl er (designierter) König war.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Abigail in Eigeninitiative handelte, weil sie nicht mit dem schlechten Benehmen ihres Mannes einverstanden war.

Ein weiteres Beispiel war der König Josia. Er ließ Gott durch eine Frau befragen, nämlich die Prophetin Hulda. (2. Könige 22:11-15)

Ja, und dann gab es noch die Prophetin Debora, die einen Teil eines israelitischen Siegesliedes schrieb. Dies kannst Du in Richter Kapitel 5 nachlesen.

Du siehst liebe Dina, es gibt so viele Anhaltspunkte in der Bibel. dass Gott nicht wollte, dass Männer Frauen unterdrücken.

Ich habe mich heute nur mit dem Alten Testament befasst. Sicher ist es auch noch interessant zu erfahren, wie Jesus Christus, die Frauen behandelte.

Falls Dich dieses Thema interessiert, kann ich mich ja weiter als Bücherwurm betätigen.

Ich hoffe Du meldest Dich bald bei mir.

Tschüß Inge

(c) Ingeborg Lüdtke

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