Cyrano de Bergerac

Bad Gandersheimer Dom

Bad Gandersheimer Dom

Bad Gandersheimer Domfestspiele 2005:

In diesem Jahr (2005) wird während der Bad Gandersheimer Domfestspiele das Theaterstück „Cyrano de Bergerac“ aufgeführt.

Als ich davon das erste Mal las, war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich mir das Stück ansehen wollte.

Mir war noch recht lebhaft in Erinnerung, dass ich 1991 den Film mit Gerard Depardieu im Kino gesehen hatte. Neben mir saßen ein junger Mann und eine junge Frau, die nach dem Film ein Paar wurden, obwohl sie eigentlich für einen anderen schwärmte, der sich aber nicht so entscheiden konnte. Jener Umschwärmte ist heute immer noch lediger Mann mit viel Gefühl, der immer noch kalte Füße bekommt. Sie ist schon jahrelang geschieden.

Ebenfalls 1991 wurde im Deutschen Theater „Cyrano de Bergerac“ aufgeführt, die Inszenierung wirkte aber recht blass im Vergleich zum Film. Eigentlich hatte der Film mich nicht so sehr berührt wie die Männer in meinem privaten Umfeld. Damals diskutierten ledige und verheiratete Männer über das Zeigen von Gefühlen.

Im letzten Jahr fiel mir wieder der Film ein, weil mal wieder in meinem Umfeld ein Mann nicht wusste, was er wollte.

Ich habe den Film wieder angeschaut und mit der Weisheit von heute bewertet und jenem Mann geliehen. Eine Entscheidung hat er nicht getroffen.

Übrigens habe ich mich entschieden, mir das Theaterstück im Bad Gandersheim anzusehen.

Dies war eine sehr gute Entscheidung.

Ich saß in der 5. Reihe und konnte jede Mimik und Bewegung der Schauspieler genau sehen.

Endlich wieder einmal ein Theaterstück, das mein Buchhändlerherz höher schlagen ließ:

Der Originaltext lebhaft gut gesprochen von Schauspielern, denen man die Freude beim Spielen ansieht.

Jürgen Uter spielt hervorragend Cyrano de Bergerac. Ein verliebter Haudegen und Dichter mit einer zu langen Nase. Wegen dieser langen Nase wagt er es nicht seiner Cousine Roxane seine Liebe zu gestehen. Er verhilft stattdessen dem ebenfalls in Roxane verliebten gutaussehenden Christian von Neuvillete deren Liebe zu gewinnen. Stefan Ullrich versteht es, den zwar schönen aber recht einfältigen und recht sprachlosen Christian glaubhaft zu spielen .

Köstlich ist die Szene in der Cyrano Christian die Stimme auf der Bank unter dem Balkon leiht.

Die Frischvermählten werden durch den Krieg getrennt.. Roxane vertraut Cyrano Christan an und bittet ihren Mann, ihr zu schreiben.

Während des Krieges bemerkt Christian, dass Cyrano Roxane täglich 2x Briefe schreibt und diese unter Todesgefahr zustellt. Roxane trifft per Kutsche mit Lebensmitteln für die Gascogner Kadetten ein.

Wer in dieser Szene ein Pferd vor der Kutsche erwartet, liegt falsch. Es ist der Schauspieler Nam-Young Baek, der die Kutsche zieht und erschöpft von der Bühne geführt wird.

Cyrano überlebt den Krieg, während Christian stirbt.

14 Jahre lang besucht er die trauernde Witwe Roxane im Kloster, ohne ihr seine Liebe zu gestehen. Erst als er weiß, dass er selbst sterben wird, bittet er darum, ihr Christians Abschiedsbrief vorlesen zu dürfen. Roxane erkennt, dass er den Brief auswendig rezitiert und erkennt die Stimme von damals unter dem Balkon wieder. Sie gesteht, dass sie ihn wegen der Briefe liebt. Er leugnet weiter sie zu lieben.

In dieser Szene hört man eine Krähe. Der Tod steigt langsam vom Gerüst. Ich schaue auf die Füße des Todes und fürchte, dass der Schauspieler wegen der Totenmasken vom Gerüst fällt. Letztendlich stülpt der Tod Cyrano die Maske über das Gesicht.

Am Ende frage ich mich wieder, warum Cyrano nie in irgendeiner Form seine Liebe zeigt.

Warum mussten beide unglücklich bleiben?

Tja , und am Ende erkenne ich wieder, dass nicht das Aussehen jemanden schön erscheinen lässt, sondern die inneren Werte und die Ausstrahlung machen einen Menschen schön.

Haben wir das nicht schon immer gewusst?

Nur Mut meine Herren, die Sie vielleicht neidvoll auf Till Schweiger oder Tom Cruise schauen.

Schönheit ist relativ und vergänglich.

Machen Sie die Frau Ihrer Träume mit anderen Dingen auf sich aufmerksam. Nicht jede Frau erwartet berauschende Liebesgedichte.

(c) Ingeborg Lüdtke

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