Über den Tod …

gesendet im StadtRadio Göttingen amt 29. September 2005

Ein guter Bekannter von mir verstarb vor wenigen Wochen ganz plötzlich und unerwartet.Friedhof
Niemand dachte an diesem Abend an den Tod.
Vielleicht haben Sie ja in Ihrer Familie oder im Freundeskreis Ähnliches erlebt.

Was geschieht eigentlich nach dem Tod?
Das ist eine oft gestellte Frage.

Nun wenn man Kardinal Meissners Äußerung auf dem Weltjugendtag in Köln glauben darf, dann ist zumindest Papst Johannes Paul II im Himmel. Er war ein guter Mensch.
Wenn gute Menschen in den Himmel kommen, was passiert dann aber mit den schlechten Menschen?

Kommen sie wirklich alle in die Hölle? Ist es in der Hölle wirklich heiß?
Gibt es tatsächlich die Zigarettenpause in der Hölle, die in Witzen erwähnt wird?

Martin Luther hat das hebräische Wort Scheol mit Hölle übersetzt und dies steht für das menschliche Grab. In Prediger 9:5, 10 (Luther, 1905) heißt es auszugsweise: „Die Toten aber wissen nichts, … denn in der Hölle, da du hinfährest, ist weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit“.

Von einem Ort der Qual ist hier also nicht die Rede.

Was versteht man aber unter dem Begriff Fegefeuer? Es ist der Ort oder Zustand der Seelen, die geläutert werden von ihren Sünden. Nachdem sie geläutert worden sind, kommen sie gemäß der katholischen Lehre in den Himmel.

Anfang des 16 Jahrhunderts musste man Ablässe bezahlen, um einen nahestehenden Menschen aus dem Fegefeuer zu befreien, damit seine Seele in den Himmel kommt.
Der Dominikaner Tetzel reiste umher und prägte den Satz: „ … denn sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“
Von diesen Geldern wurde allerdings u.a. der Bau von Klöstern, Krankenhäusern, einer Elbbrücke und sogar die Peterskirche in Rom finanziert.
Martin Luther prangerte dieses Verhalten der katholischen Kirche an. Für ihn hatte das Bezahlen des Ablasses keinen Wert.

Gibt es die unsterbliche Seele aber wirklich?
Was ist die unsterbliche Seele?
Ist es wirklich ein Teil von einem Menschen, der beim Tod in den Himmel geht?
Öffnen nicht deshalb einige das Fenster nach dem Tod, damit die Seele entweichen kann?
Allerdings sagte schon der Pathologe Prof. Rudolf Virchow, er habe schon viele Leichen seziert, aber er habe nie eine Seele entdeckt.

Der Glaube an eine unsterbliche Seele ist nicht neu.

Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele war schon in Babylon bekannt. Babylon wird als der Geburtsort der Lehre bezeichnet.

Auch die Ägypter glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Sie gaben ihren Königen nicht nur Essen, sondern auch lebende Sklaven mit in das Grab. Die Sklaven wurden eingemauert, damit sie dem Toten dienen könnten.

Auf ägyptischen Holzsärgen wurden sogar Landkarten und Augen gemalt, um Verstorbene zu leiten.
Werkzeuge und persönliche Wertgegenstände wie Schmuck wurden dem Toten mitgegeben.
Man nahm an, die Toten würden sich in einem künftigen Leben darüber freuen.
Leider haben sich nicht nur die Archäologen, sondern auch die Grabräuber über diese Wertgegenstände gefreut.

Auch in der alten chinesischen Mythologie kannte man den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod.
Man stellte sich die Ahnen als mächtige Geister vor, die sehr am Wohl ihrer lebenden Nachkommen interessiert waren. Sie konnten äußerst zornig werden, wenn ihnen etwas missfiel.
Man wollte den Toten alles so angenehm wie möglich machen. Einige Könige der Shang-Dynastie bekamen deshalb 100 bis 300 Personen als Diener mit ins Grab. Diese Diener wurden zuvor geopfert und mit begraben.

Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele führte also auch noch zu Menschenopfern.

Von früherer Zeit an lehrte man im Hinduismus ebenfalls, dass beim Tod die Seele überlebt.
Auch hier findet man den Brauch, den Toten Lebensmittel mit ins Grab zu legen. Später kam noch der Glaube an die Seelenwanderung dazu.
Je nach dem, ob man gute oder schlechte Taten in einem Leben vollbrachte, wurde man im nächsten Leben bestraft oder belohnt.
Später kam noch eine neue Variante dazu. Das höchste Ziel eines Hindus war die Befreiung vom Kreislauf der Seelenwanderung, um mit dem sog. Allgeist eins zu werden.
Dieses erreicht man durch das Streben nach gesellschaftlich akzeptiertem Verhalten und besonderem hinduistischen Wissen.

Die Lehren des Buddhismus sind in vieler Hinsicht dem Hinduismus ähnlich.
Auch hier findet man den Gedanken wieder, dass die Stellung des Einzelnen von den Taten in seinem früheren Leben abhängig ist.
Im Buddhismus gibt es keine persönliche Seele, die beim Tod überlebt. Es wird vielmehr ein Zustand oder eine Kraft aus einem Leben in das nächste Leben weitergegeben.
Das Endziel ist das Erreichen des Nirwanas. Es ist verkürzt gesagt, die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten und ein Zustand der Nichtexistenz.
Es gibt aber im Buddhismus auch noch diverse Unterschiede in der Lehre.

Im Islam gibt es die Lehre, dass es nach dem Tod einen Gerichtstag geben wird, an dem der Tote vor Allah kommt. Allah bewertet das Leben und entscheidet, ob der Betreffende in das Paradies oder in die Feuerhölle kommt.

Heute wird die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und der Wiedergeburt selbst von den verschiedenen Gruppen des Judentums weitestgehend anerkannt. Diese Lehren gelangten erst in nachbiblischer Zeit durch den Einfluss von griechisch-philosophischem Gedankengut in das Judentum.

Im Judentum kannte man ursprünglich nicht die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Es gab keine Trennung zwischen Körper und Seele. Die Person wurde als Ganzes betrachtet. Man glaubte an die Auferstehung der Toten als ganze Person.

Die Lehre von der Auferstehung der Toten auf der Erde findet man auch heute noch in der Bibel.

Über den Zustand der Toten heißt es wie bereits vorhin erwähnt in Prediger 9:5,10 (Luther, 1905): „Die Toten aber wissen nichts, … denn in der Hölle, da du hinfährest, ist weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit“.

Ich hoffe diese vielen Gedanken – zugegeben keine einfachen Gedanken – helfen Ihnen beim Nachdenken über das Leben nach dem Tod und spenden Ihnen ein wenig Hoffnung und Trost.

© Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Religion | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

Auf den Spuren der Adelsfamilie Münchhausen …

Donnerstag, den 20. Oktober 2022

Abfahrt um 9.15 h. Da ich nicht wusste, dass die Autobahnausfahrt Northeim-Nord gesperrt ist, fahre ich bis Echte. Leider dauert es nun etwas länger bis ich meine normale Route nach Hamel erreiche. In Ohr fahre ich nach Klein-Berkel und über Groß Berkel und Königsförde zum Schloss Schwöbbern (auch Schlosshotel Münchhausen genannt). Da ich nicht weiß, wie weit es nach dem Hinweisschild noch zum Schloss ist und ob ich dort halten darf, halte ich rechts vor einem kleinen Waldstück. Von Weitem sieht man Golfspieler. Ich überquere die Straße und laufe an der Mauer des Schlossparks entlang. Rechts befindet sich der Golfplatz und die Straße zum Schloss biegt links ab. Vor dem Schloss befindet sich u.a. ein Parkplatz für Fahrräder. Ich gelange ungehindert durch das Tor in den Innenhof des Schlosses und mache Fotos. Die Schlossgeschichte ist mit der Adelsfamilie von Münchhausen verbunden. Zar Peter der Große kam auch 1716 nach Schwöbber und wandelte in dem schönen Park, der später aber als englischer Landschaftsgarten umgewandelt wurde.

Ich gehe zurück zum Auto.

Nun fahre ich über Aerzen nach Barntrup. Auf einem Lidl-Parkplatz frage ich zwei ältere Damen nach dem Weg zum Schloss (Kerssenbrocksches Schloss).Ich bin gar nicht so weit entfernt. Kurz vor der Schlossmauer finde ich einen kostenlosen Parkplatz. Ein Mann sagt mir, dass ich gleich rechts durchgehen könne. Doch wo ist gleich rechts? Die Holztür lässt nicht sofort auf den Eingang in den Schlossinnenhof schließen. Die Aussagen der verschiedenen Schilder sind widersprüchlich. Einerseits darf ich nicht durch das Tor, da ich ein Privatgrundstück betrete, anderseits darf ich durchgehen, wenn ich den Wanderweg benutzen will. Ich laufe direkt auf die Südseite des Schlosses zu, dass sich zum Teil hinter Bäumen versteckt. Als ich näher rangehe, habe ich einen besseren Blick auf das Schloss. Die blickdichten Gardinen erinnern an die die 1960er Jahre. Das Schloss wirkt im ersten Moment sehr grau auf mich, aber auf dem zweiten Blick ist es freundlicher.

Hier wurde 1952 der Film „Ferien vom ich“ mit Rudolf Prack gedreht.

Da in dem Schloss auch die Besitzer wohnen, ist der Park nicht allgemein zugänglich. Ich mache Fotos und fahre weiter.

Mein nächstes Ziel ist das Schloss Wendlinghausen.

Man kann das Schloss von Bega kommend schon von weitem sehen. Allerdings sieht man nicht, dass es auf dieser Seite noch einen Teil des Wassergrabens gibt. Auch hier gibt es einen Bezug zur Familie von Münchhausen. Auf der Webseite liest man: „Hilmar der Jüngere von Münchhausen (1558–1617), Herr auf Schwöbber und Rinteln, ließ den heute noch stehenden Bau von 1613 bis 1616 als Wasserschloss neu errichten. Hilmars des Jüngeren Urenkel, Ernst Friedemann von Münchhausen (1686–1772), verkaufte den Besitz an den verwandten Klaus Dietrich von Reden. Der berühmte Lügenbaron Hieronymus von Münchhausen (1720–1797), war später häufig Gast auf Wendlinghausen – er war der Sohn der Sybille Wilhelmine von Reden.“

Auf dem Parkplatz für Schlossplatz 1 ist das Parken verboten, so halte ich am Rand. Durch das Tor sehe ich zwei Bagger im Matsch stehen. Ich gehe nach links. Ab hier ist alles asphaltiert. Links und rechts stehen Gebäude in der Mitte stehen mehrere Arbeiter, die von einem Mann um die 40 Jahre angewiesen werden, welche Arbeiten man vornehmen will. Dieser Mann grüßt mich. Ich grüße zurück und gehe weiter. Auf der rechten Seite sehe ich schon verdeckt etwas vom Dach des Schlosses. Ich gehe weiter und bin erstaunt, dass das Schloss doch relativ groß ist. Allerdings würde es mal eine Reinigung mit einem Sandsteinstrahler benötigen. Vor dem Schloss befindet sich ein Sträucherrondell.

Da das Schloss sich auch auf Privatgelände befindet, gehe ich unbeachtet von den Arbeitern zurück zum Auto.

In Lemgo Ortsteil Brake halte ich bei dem Stadtplan und sehe, dass ich mich links halten muss. Der große kostenlose Parkplatz in der Nähe des Schlosses ist schnell zu finden.

Das Schloss Brake ist ein Wasserschloss der Weserrenaissance und steht auf den Grundmauern einer der größten mittelalterlichen Burgen Norddeutschlands. Es wurde ab 1584 als Residenz der Grafen zur Lippe im Stil der Renaissance ausgebaut.

Das Schloss Brake war seit 1932 Sitz der Verwaltung des Kreises Lemgo. Heute ist es der Sitz des Landesverbands Lippe. Im Schloss befindet sich außerdem das Weserrenaissance-Museum. Ich entscheide mich zu einer Besichtigung des Museums.

Das Museum befindet sich praktisch im Keller. Man kann noch originale Mauerteile der ehemaligen mittelalterlichen Burg sehen. In einem der Räume kann man durch ein rundes Glasfenster in einen tiefen Brunnen blicken.

Neben Nachbildungen verschiedener Renaissanceschlösser, kann man Geschirr, Kleidung, Schreibutensilien, Ritterrüstungen, eine Lutherbibel, ein Himmelbett und diverses anderes sehen.

Wer mag, kann auch kostenlos den Turm besteigen. Auch wenn die Treppen aus Stein sind, verzichte ich auf den Aufstieg.

Alles in allem ist das Museum liebevoll zusammengestellt.

So langsam wird es Zeit, dass ich mich auf den Weg zu meinem Hotel in Bückeburg aufmache.

In Bückeburg halte ich wieder bei einem Stadtplan und versuche mir den Weg zu merken. In relativ kurzer Zeit finde ich das Hotel. Ich fahre durch das Tor und nehme gleich den ersten Parkplatz. Ein Paketbote trifft gleichzeitig mit mir ein. Auf sein Klingeln an der rechten Tür reagiert niemand, aber es kommen Gäste aus dem Restaurant, die anscheinend an einer Beerdigung teilnahmen. Wir erfahren, dass die linke Tür offen ist. Nun kommt auch schon ein junger Mann (ca. 30) und nimmt das Paket entgegen. Ich frage, ob ich mich ihm anschließen könne. Er bejaht und ich folge ihm die helle Steintreppe hoch zum Empfang. Die Reservierungen werden hier noch per Hand in einem Terminplaner in Buchform eingetragen. Er findet den Eintrag und fragt, ob ich auch ein Frühstück will. Am Telefon hatte ich bereits mit einer Dame des Familienbetriebes abgesprochen, dass ich wegen Corona auch mein eigenes Frühstück im Zimmer einnehmen darf. Also verneine ich und bezahle schon einmal. Der junge Mann nimmt den Zimmerschlüssel und geht zur Treppe vor. Er fragt, ob er mich etwas helfen kann. Er kann und trägt meinem Koffer hoch und schließt das Zimmer auf. Das Zimmer befindet sich um die Ecke am Ende des Flures. Es ist schön hell, sauber und liegt aber auf der Straßenseite. Es ist das Zimmer Nr. 13.

Ich esse und trinke noch etwas und gehe dann zum Schloss Bückeburg. Allerdings lasse ich mich von dem Straßenschild mit dem Hinweis zum Schloss in die Irre führen. Als Fußgänger hätte ich nur geradeaus gemusst. So laufe ich eine unnötige Schleife. So gegen 16:10 h bin ich am Schloss. Die letzte Führung war um 15 h (Einzelpreis 14,50 €) und die nächste Führung findet erst morgen um 11 h statt. Es ist nicht möglich selbst durch einige Räume zu gehen. Die Öffnungszeit bis 17 h bezieht sich nur auf den Schloss-Shop.

Der riesige Schlosspark ist offen und ich gehe erst zum Rosengarten und später über die Brücke des Wassergrabens und habe so einen Blick auf das Schloss von hinten.

In dem Park befindet sich auch das Mausoleum. Es soll die größte private Fürstengruft der Welt sein: „Das monumentale Familiengrab baute 1911 – 1916 Fürst Adolf. 18 Familienmitglieder des Hauses Schaumburg-Lippe, Prinzen und Prinzessinnen wurden seither in der Gruft beigesetzt, weitere 8 im Urnenfriedhof außerhalb des Mausoleums. Dort ruhen auch der Bruder, der Vater und die Mutter des heutigen Fürst Alexander.“ (lt. Schloss-Webseite https://www.schloss-bueckeburg.de/mausoleum.html )

Als ich so gegen 16:45 h ankomme, sagt man mir, dass man um 17 h schließe. Ich könne aber noch schnell 10 Minuten einen Blick reinwerfen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Die Goldmosaikkuppel ist beindruckend und soll europaweit die Größte sein. Ich gehe auch die Treppe rechts hoch. Der Blick auf den Innenraum von oben ist schon etwas Besonderes. Im Vorraum schaue ich noch kurz auf die Infotafeln.

So langsam mache ich mich wieder auf dem direkten Weg zum Hotel. Ich merke meine Hüften. Mein Schrittzähler zeigt mir ca. 9 km an, die ich heute gelaufen bin.

Außer fernsehen mag ich heute nichts mehr tun.

 

Freitag, den 21. Oktober 2022

Die Nacht verläuft ruhig. Ob es noch andere Gäste gibt, weiß ich nicht. Ich habe 8 Std. fest geschlafen. Während ich frühstücke, wird plötzlich um 8:30 h ohne zu klopfen, die Zimmertür von außen vom französischen Zimmermädchen aufgeschlossen. Sie verlässt das Zimmer mit einer Entschuldigung.

Als ich um 10 h das Zimmer verlasse, kann ich den Schlüssel nicht aus dem Schloss ziehen. Ich melde dies an Rezeption vor meiner Abfahrt.

Ich habe beschlossen an keiner Schlossführung in Bückeburg teilzunehmen und fahre stattdessen Richtung Lübbecke zum Schloss Haddenhausen .

Leider muss ich eine Umleitung fahren und kann im Ort nicht bis zum Schloss laufen. Hinter der Schlosskirche ist Privatbesitz und das Schloss kann man nicht von der Hofeinfahrt aus sehen. Durch eine Baustelle entfällt auch die zweite Möglichkeit von einer anderen Seite einen Blick auf das Schloss zu werfen. Das Schloss Haddenhausen hat auch einen Bezug zur Familie Münchhhausen. Nur ein einziger Stein links neben einem Turmfenster erinnert an das alte Schloss der Familie von Münchhausen, das zerstört wurde.

Eigentlich stand noch ein Schloss in Bad Oeynhausen auf dem Zettel, aber ich entscheide mich Richtung Göttingen zu fahren. Da das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Weg liegt, beschließe ich es mir anzusehen. Eigentlich dachte ich, dass ich schon einmal dort gewesen bin. Es kommt so gar keine Erinnerung in mir hoch. Das Denkmal erinnert mich an das Kyffhäuser Denkmal, nur dass dies hier etwas kleiner ist. Warnschilder weisen auf Winterschäden hin. Benutzung der Treppen nur auf eigene Gefahr. Schnell noch Fotos mit Blick auf den Ort gemacht und dann geht es weiter.

Irgendwie finde ich die Gegend um die Porta Westfalica immer so unübersichtlich auf der Landkarte. Ich fahre erst mal Richtung Vlotho und stehe in einer langen Schlange hinter LKW´s. Als ein Auto vorne umdreht, beschließe ich, dies nachzuahmen. Von dieser Seite aus gibt es plötzlich Hinweisschilder nach Möllbergen. Nun fühle ich mich wieder heimisch, aber es dauert noch lange, bis ich in Möllbergen bin.

Eigentlich wollte ich nicht auf die Autobahn, ändere aber meine Meinung und bummele so auf der dicht befahrenen Autobahn mit 70 – 100 km/h hinter einem Auto mit Anhänger her.

In Bodenwerder halte ich auf dem Parkplatz beim Münchhausen Museum .

Das Museum ist nett gemacht. Man kann auch zwei Lügengeschichten als Video ansehen. Im Obergeschoss ist das Kochbuch von Sybille von Münchhausen ausgestellt. Sie ist die Mutter vom Lügenbaron Hieronymus von Münchhausen. Damit schließt sich dann wieder der Kreis zum Schloss Wendlinghausen. Als ich aus dem Museum komme, beginnt es zu schütten.

Gegen 16 h bin ich dann in Göttingen.

 

(c) Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Veröffentlicht unter Allgemein, Burgen und Schlösser, Geschichte, Schlösser | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Kleine Harzreise – Mai 2022

Donnerstag, den 19.05.2022

Mein Weg nach Quedlinburg führt mich an der Odertalsperre vorbei und ich freue mich, dass die Talsperre im Gegensatz zu 2020 voll ist.

Mein erstes Ziel ist wieder das Schloss Stiege. Hier war ich im Winter schon einmal bei Nieselregen. Heute ist es sonnig und warm und das Schloss mit dem See davor, zeigt sich auch durch die grünen Bäume sehr malerisch. Ich setze mich auf eine Bank am See und esse etwas. Eine Frau aus dem nahegelegenen Haus beäugt mich misstrauisch.

Auf der Weiterfahrt ist es trotz Klimaanlage sehr schwül im Auto.

In Harzgerode fahre ich erstmal einen Parkplatz an und schaue auf den Plan. Erst als ein älterer Herr in dem Auto neben mir aussteigt, bemerke ich, dass dort jemand drinsitzt. Er fragt mich, ob er mir helfen könne und erklärt mir netterweise den Weg. Da er Zeit und Langeweile hat, weil er auf seine Enkelin wartet, bietet er mir an, vor mir her zu fahren. Ich nehme das Angebot erfreut an. Er hält dann vor dem Sparkassen-Parkplatz an und gibt mir Zeichen. Ich parke, steige aus und gehe in seine Richtung und bedanke mich.

Das Schloss Harzgerode gefällt mir nicht so. Leider versäume ich es, auch einmal der Straße folgend um das Schloss herum zu gehen. So hätte ich auch den Rundturm und die Schlossanlage besser geschätzt. So gehe ich nur durch den Haupteingang in den Innenhof. Hier sind große Schirme aufgestellt und verhindern, dass man vernünftige Fotos machen kann. Ich gehe ins Schloss, bezahle Eintritt und ein Museumsmitarbeiter öffnet die Türen und steht für Fragen bereit. Es ist mehr die regionale Geschichte der Stadt und Fabriken ausgerichtet, mit denen ich nichts anfangen kann.

Harzgerode hat einen Bezug zu Felix Graf von Luckner: Er war Kommandant des Hilfskreuzers SMS Seeadler im Ersten Weltkrieg und Schriftsteller. Er soll im KZ Lichtenburg bei Torgau gewesen sein. Er ist nicht unumstritten. Man sagt ihm viel „Seemannsgarn“ nach.

Mit den Namen der früheren Schlossbesitzer kann ich bis auf die Grafen von Stolberg nicht so viel anfangen.

Eigentlich hätte man von Harzgerode gut nach Blankenburg fahren können, wie gesagt hätte, wenn die Baustelle nicht wäre. Ich beschließe bis Hasselfelde zurück zu fahren, das ist zwar länger, aber schneller.

In Blankenburg folge ich den Schildern zum Schloss, biege links ab und lande direkt unterhalb des kleinen Schlosses auf einem Parkplatz. Dies bestätigt mir ein netter Herr, der sich um den Parkplatz kümmert. Ich laufe durch den Terrassen-Schlossgarten nach oben zum großen Schloss und biege vorher bei der Gaststätte ab. Eine Dame bestätigt mir, dass ich von dort zum Schloss kommen würde. Nun wird es steiler und ich setze mich noch kurz auf eine Bank und genieße den Ausblick auf die Stadt.

Oben angekommen gehe ich erst einmal durch den rechten Torbogen. Er führt abwärts wahrscheinlich zu den ehemaligen Gebäuden der Bediensteten. Nun gehe ich links um das Schloss und komme in den Innenhof, der noch sehr renovierungsbedürftig ist und mich an das Schloss Lichtenburg bei Torgau erinnert, bevor es renoviert wurde. Von außen und von unten sieht das Schloss recht gut aus.

 

Am Parkplatz wieder angekommen, fällt mein Blick auf ein Hinweisschild zur Teufelsmauer. Da meine Parkzeit noch nicht abgelaufen ist, folge ich dem Hinweisschild, überquere eine Straße und stehe nach einer Weile vor dem Holzschild „Teufelsmauer“. Von hier aus kann man anscheinend los gehen. Die Felsen waren aber schon am Anfang der Straße zusehen. Ich kehre dorthin zurück und mir fällt jetzt erst auf, dass eine recht schmale und ausgetretene Treppe nach oben führt. Ich steige ein Stück nach oben und merke, dass es etwas dauern kann, bis ich oben bin. Ich gehe zurück. (Später erfahre ich, dass dieser Wanderweg sehr anspruchsvoll sein soll und alpine Vorkenntnisse gut seien.)

Gegen 17:45 h bin ich in Quedlinburg vor der Ferienwohnung und rufe die Vermieterin an. Ich erhalte den Türcode. Gegen 18:30 h gehe ich noch zur Gaststätte „Himmel und Hölle“ und bezahle die zwei Übernachtungen. Inzwischen ist es kühler geworden und es fallen ein paar Regentropfen. Wieder in der Ferienwohnung schalte ich den Fernseher ein. Irgendwie habe ich bei fremden Fernsehern immer das Problem, dass sie sich beim An- und Ausschalten „störrisch“ anstellen und ich schwer die Programme wechseln kann.

Vor dem Einschlafen genieße ich mein Bier. Es ist noch laut auf der Straße. Eine Gruppe grölt heiser “Verdammt ich lieb Dich, lieb Dich nicht“. Viele Autos fahren über das Kopfsteinpflaster. Als ich dann im Bett liege, quietscht die Matratze. Als ich mich mit Ohropax ausgestattet mehr in die Mitte lege, lässt es sich aushalten.

Letztes Jahr im September hat die Matratze noch nicht gequietscht und es gab mehr WC-Papier. Eine ¾ Rolle für zwei Tage ist recht sportlich. Eine Ersatzrolle finde ich nicht, aber ich habe ja vorgesorgt.

Freitag, den 20.5.2022

Nach dem Frühstück fahre ich nach Halberstadt. Ich finde in der Schmiedestraße ganz in der Nähe des Doms einen Parkplatz. Die Stadt mit seinen riesigen Kirchen, dem Dom, der Straßenbahn und den Mietskasernen gefällt mir überhaupt nicht. Sie ist zu 80 % zerbombt worden und hat entsprechend wenig Fachwerkhäuser. Für die Innenansicht des Doms und den Domschatz mochte ich auch kein Geld ausgeben.

Gleich neben dem Dom befindet sich das Gleimhaus. „Es ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen. Eingerichtet wurde es 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim“. (Wikipedia). Ich beschließe es mir anzusehen. Leider kann ich mich nicht so dafür begeistern wie die Damen am Schalter. Aus der Gedichte-Lesenden jungen Buchhändlerin ist eine Realistin geworden, die die Schriftsteller nicht mehr auf ein Treppchen stellt und hinterfragt. Da gibt es wenig Euphorie. Der Zauber der Buchstaben stellt sich nicht mehr ein.

Gleim hat gesammelt und führte einen regen Briefwechsel mit einigen der damaligen Prominenten. Dadurch entstand ein Bild über das damalige Leben. Er hatte ein sehr freies Verständnis von Freundschaft. Ich würde eher sagen, dass er viele Bekannte hatte.

Wenn er Briefe schrieb, stellte er sich Bilder mit Portraits auf eine Staffelei vor seinen besonderen Schreibstuhl. Er hatte u.a. einen Briefwechsel mit Gotthold Ephraim Lessing und Gottfried-August Bürger aus Göttingen (Skandalprofessor, lebte mit Frau und Geliebter und Kindern unter einem Dach, nach ihm ist die Bürgerstraße benannt.)

Nun zieht es mich wieder zu den Schlössern. Die Damen können mein Interesse an Burgen und Schlössern nicht teilen, zeigen mir aber auf dem Stadtplan, wie ich nach Röderhof komme.

Das Schloss Röderhof liegt etwas versteckt gleich links hinter dem Ortseingang Röderhof. Es gefällt mir gut. Leider ist es im Privatbesitz und man darf den Hof nicht betreten, aber man kann im Hof einen Kreuzgang sehen, der zum Teil aus Steinen aus dem ehemals aufgegebenen Kloster Huysburg bestehen soll. Man kann auch rechts an dem Schloss auf der Straße vorbeigehen.

Auf dem Weg zur Burg Schlanstedt fahre ich versehentlich über Dingelstedt am Huy. Es gibt hier fast nur Kopfsteinpflasterstraßen. Schrecklich. Auch ansonsten macht der Ort einen verschlafenen Eindruck und ich will so schnell wie möglich weg aus dem Ort und wieder auf Asphalt fahren.

Die Burg Schlanstedt thront weit sichtbar über das Land. Man kann sie schon kilometerweit sehen. Die Fahrt dorthin lohnt sich nicht. Die Burg wird noch sehr lange renoviert werden müssen. Sie ist im Privatbesitz und zurzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Auf dem Rückweg nach Halberstadt finde ich die Straße zur Huysburg. Die ehemalige Huysburg wurde schon früh in ein Kloster umgewandelt und mehrfach zerstört. Laut eigener Chronik wurde das Kloster mit dem landwirtschaftlichen Gut verstaatlicht und von König Friedrich Willhelm III. an Karl Friedrich von dem Knesebeck verschenkt.  Er war auch der Besitzer von Schloss Röderhof. Heute ist die Huysburg wieder ein Kloster und man kann dort auch übernachten und Seminare besuchen.

Da ich nur zwei Stunden mit Parkscheibe in der Nähe der Quedlinburger Ferienwohnung parken kann, beschließe ich das Auto auf dem äußeren Ring kostenlos abzustellen. Ich gehe dann zu Fuß durch die Altstadt. Auf dem Weg befinde ich mich plötzlich im „Vorhof der Hölle“. Hölle ist eine Straße. Es ist sehr heiß und ich gehe lieber in die Wohnung und lese.

Es ist 18 h und ich kann nun kostenlos in der Nähe der Wohnung parken. Als ich losgehe, um das Auto zu holen, fängt es an zu nieseln. Leider fängt es nun richtig an zu schütten. Die Jeans ist bis oberhalb der Kniee nass. Auch die Schuhe sind feucht, aber dicht. Ich versuche alles mit dem Föhn zu trocknen.

Samstag, den 21. Mai 2022

Um 12 h bin ich beim Kloster Walkenried verabredet. Ich benötige zwei Stunden, um dorthin zu kommen. Kilometermäßig ist es nicht weit, aber man kann zum Teil wegen der kurvenreichen Strecke nicht schnell fahren. Ich fahre durch Dörfer und Orte, von denen ich schon einmal gehört habe (u.a. Ilfeld, Niedersachsenwerfen, KZ-Zwangsarbeiter), aber auch nicht unbedingt ein zweites Mal besuchen muss. Da die Beschilderung mal wieder zu wünschen übriglässt, halte ich in einem Ort hinter einem Baufahrzeug auf der Straße und frage die beiden Handwerker nach dem Weg. Die Wegbeschreibung des zweiten Handwerkers ist sehr detailliert. Ich bin richtig, um nach Ellrich zu kommen. Ich fahre in Ellrich an der Stadthalle vorbei, in der ich vor Jahren anlässlich einer Gedenkfeier einen Vortrag von Prof. Dr. Jens Christian Wagner über das KZ Ellrich anhörte. Ich hatte im Anschluss dort mein Auto stehen lassen und bin mit zwei wildfremden Männern (ein Zeitzeuge und sein Begleiter) in deren Auto mit zu ihrem Hotel gefahren, um ein Interview mit dem Zeitzeugen zu führen. Der Zeitzeuge war nicht sehr gesprächig. Danach hat mich sein Begleiter wieder zu meinem Auto gefahren. Abends um 23 h war ich dann zuhause.

Von Ellrich aus ist der Weg zum Kloster Walkenried zwar gut ausgeschildert, aber es gibt eine Baustelle und Autos wenden. Ich fahre zwar etwas weiter, kann aber den Parkplatz nicht sehen, sondern nur die Baustelle. Ich wende und suche mir einen Parkplatz in der Nähe des Jagdschlosses. Wäre ich weitergefahren, hätte ich links hinter einem Gebäude den Parkplatz gefunden. Meine Verabredung treffe ich dann vor dem Museum für das UNESCO-Erbe (kostenloser Eintritt).

In den Klostergängen war ich schon vor ca. 30 Jahren und hatte an einer Führung (Flüsterbogen und Erklärung woher der Begriff „Die Klappe halten kommt“) teilgenommen.

Wir laufen ein wenig auf dem Gelände. Ich fotografiere die Ruinen. Das Wetter ist diesig, der Wind kühl, aber es regnet nicht.

Das Wetter und ein Termin hält uns davon ab, noch einen der ausgeschilderten kurzen oder längeren Spaziergänge zu unternehmen. So bin ich dann ca. 15 h zuhause.

(c) Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Veröffentlicht unter Allgemein, Burgen und Schlösser, KZ Außenlager Ellrich, NS-Geschichte | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Burgen und Burgruinen in Göttingens Umland

Jeder hat inzwischen seine eigene Methode mit den Kontakt- und Reisebeschränkungen gefunden. Viele Menschen (Jung und Alt) haben wieder die nahe Umgebung neu für sich entdeckt.

Mancher, der früher lieber nach Irland fuhr, um Burgen, Burgruinen und Schlösser anzusehen, stellte fest, dass man in der nahen Umgebung auch fündig werden kann.

Schloss Spangenberg

Burgen faszinieren durch ihre dicken und hohen Mauern, den Türmen und Türmchen, sowie die Burggräben. Oft wirken sie majestätisch und uneinnehmbar. Leider sind auch die Burgen durch das Aufkommen der Feuerwaffen verletzlich und einnehmbar geworden.

Burgen wurden zum Teil von den Feinden geschleift oder von den Besitzern aus politischen- und

Burgruine Allerburg

Geldgründen verlassen. Sie zerfielen und zerfallen.

Eine Burg oder Festung, die nicht zerfällt und uns Halt und Sicherheit geben kann, ist Gott. Von ihm wird in (Psalm 91:2) gesagt: … „Du bist meine Zuflucht und meine Festung, mein Gott, auf den ich vertraue.“

Schlosskirche Eisenach

Auch Martin Luther dachte so und schrieb den Text des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Es gibt Hinweise darauf, dass Martin Luther auch ins Eichfeld reiste.

Schloss Deuna

Belegt ist ein Besuch Martin Luthers auf dem Wasserschloss Deuna. Er weilte1515 als Gast der Familie des Hans von Hagen auf dessen Schloss.

Es wird auch vermutet, dass er in dem ehemaligen Wasserschloss Burg Großbodungen einen Zwischenstopp

Schloss „Burg Großbodungen“

einlegte, als er von seinen Freunden zur Wartburg „entführt“ wurde. Man nimmt dies an, weil einer der vielen früheren Burgherren Hans Sittich von Berlepsch war, der Martin Luther auf der Wartburg beschützte.

Im Umland von Göttingen (bis ca. 100 km) gibt es sehr viele geschichtsträchtige Orte. Manches Schloss und manche Burg wurde saniert und ist gut erhalten. Aber es gibt in den Wäldern auf Bergen auch sehr viele Burgruine und Burgreste zu finden.

Es lohnt sich, sich mit der unmittelbaren Geschichte im Umland auseinander zu setzen.

(c) Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Weiterführender Link:

https://www.burg-grossbodungen.de/burg

Veröffentlicht unter Allgemein, Burgen und Schlösser, Geschichte | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

„Lockdown Blues“-Hörspiel-Projekt im StadtRadio Göttingen

Das StadtRadio Göttingen hat unter dem Motto „Geschichten aus dem Lockdown“ Menschen in Stadt und Region dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen, Empfindungen, Eindrücke und Gedanken in der Zeit des Corona-Stillstands aufzuschreiben und einzusenden.
Die Autorin und Regisseurin Brit Hennig inzwischen in ein mehrteiliges Hörstück mit dem Titel „Lockdown Blues“ produziert. Für die Sprecheraufgaben konnten Ensemblemitglieder des Deutschen Theaters Göttingen gewonnen werden: Rebecca Klingenberg, Angelika Fornell, Gaby Dey, Marco Matthes, Chistoph Türkay und Ronny Thalmeyer.
Im Oktober, November und Dezember werden die Hörstücke der Reihe im Programm des StadtRadio Göttingen jeden Mittwoch um 11.00 Uhr gesendet. Wiederholungen gibt es immer sonntags um 19.00 Uhr. Los geht es am 6. Oktober.
oder auf 107,1 UKW.
Episode 13 Lockdown Blues
Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

Film „ASOZIAL“ (Ein Kommentar)

Warum wird das Mobbingopfer zum Täter?

Was passiert, wenn er wieder auf die mobbenden Mitschüler trifft?

Was hat dies mit dem Jugend-KZ Moringen zu tun?

 

Das verbundene rechte Bein hochgelegt, die Krücke steht in der Nähe. Der vierzehnjährige Max sitzt in seinem Zimmer und schreibt einen Text über das Jugend-Konzentrationslager Moringen bei Göttingen. Es klopft an der Tür und seine Mutter lässt seine Klassenkameradin Louisa eintreten. Sie ist der heimliche Schwarm von Max. Sie sieht einen Hefter mit einem Referat über das Jugend-KZ Moringen und fragt, ob sie das als Hausaufgabe aufhatten. Er verneint und erwähnt, dass er das jemanden versprochen hätte. Sie hören gemeinsam Musik.

Der Film, der dramatisch begann, läuft eher vor sich hinplätschernd aus.

Ich würde gerne wissen, was passieren würde, wenn er wieder auf die Jugendlichen – seine Klassenkameraden – stößt, die ihn am Anfang des Filmes als „asozial“ beschimpft, geschubst und getreten haben.

Hat er sein Referat tatsächlich gehalten?

Haben die Jugendlichen ihn in Ruhe vortragen lassen? Konnte er ihnen den Bezug von damals zu heute klarmachen? Wie erklärt er ihnen den Begriff „asozial“ mit seinem jetzigen Wissen?

Max wird in seinem Referat sicherlich nicht erzählen, wie er selbst eine „asoziale“ Handlung ausführte und das Eigentum eines anderen schädigte. Vom Opfer wurde er zum Täter, vielleicht um die Anerkennung seiner Klassenkameraden zurückzugewinnen.

Er hat einem alten Mann, der ihn zu Beginn des Filmes vor seinen wütenden Angreifern rettet und diese auffordert Max in Ruhe zu lassen, nicht gedankt. Stattdessen beschattet er ihn und findet heraus, dass dieser in ärmlichen Verhältnissen in einer Gartenlaube wohnt.

Er holt von zuhause eine Spraydose mit roter Farbe und sprüht in Großbuchstaben „ASOZIAL“ auf die auf die Wand der Gartenlaube.

Sein Pech ist, dass der alte Mann ihn sieht, als er gerade fertig ist. Max rennt weg und tritt auf ein Brett mit Nagel, bleibt stecken, verletzt sich und kann nicht mehr weiterlaufen. Der alte Mann versorgt ihn. Er fragt, was er mit „asozial“ gemeint hätte und ob er der Meinung sei, dass er „asozial“ sei. Max hat inzwischen erkannt, dass er einen Fehler gemacht hat und druckst herum: „Nur so. Ich mach´s wieder weg.“ Der alte Mann fragt, ob ihm die Bedeutung des Wortes bekannt sei. Max macht ihm den Vorwurf ein Säufer zu sein. Der alte Man verneint dies, da er schon lange Zeit trocken ist.

Max ist neugierig geworden und fragt nach der Bedeutung von „asozial“. Er erfährt, dass jemand „asozial“ sei, wenn er die Regeln einer Gemeinschaft nicht verstehe, nicht akzeptiere oder aus irgendeinem Grund auch nicht einhalten könne.

Er muss sich die Frage gefallen lassen, ob er „asozial“ sei und warum seine Klassenkameraden nichts mit ihn zu tun haben wollen. Es stellt sich heraus, dass sie zu Unrecht meinen, er habe sie verpetzt und nicht wollen, dass er zur Clique dazu gehört. Er selbst würde gerne mit einigen, „die keine Arschlöcher“ sind, befreundet sein, besonders mit Louisa.

Der alte Mann macht ihm klar, dass die anderen entscheiden, ob er mitmachen kann oder nicht. Es läge nicht an ihm. Max verteidigt sich, er habe nichts falsch gemacht. Der alte Mann, weist ihn daraufhin, dass er auch nichts falsch gemacht habe und nun auf seiner Wand „asozial“ stände.

Nun zeigt er Max ein Foto von dem ehemaligen Gebäude des Jugend-KZ, dem heutigen Fachkrankenhaus für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Moringen des Maßregelvollzugszentrums Niedersachsen

Er erklärt kurz den Unterschied der heutigen Nutzung des Gebäudes und damals in der Zeit der Nationalsozialisten. Jugendliche wie Max, die mit „komischen“ Freunden abhingen, die etwas mit Drogen zutun hatten, wären sehr wahrscheinlich als „Asoziale“ in das Jugend-KZ eingeliefert worden.

„Asozial“ konnte für manche Jugendliche das Todesurteil sein.

Nach dem Tod seines Großvaters habe er erst erfahren, dass sein Großvater Wachmann in dem Jugend-KZ gewesen sei. Auch später war dieser noch der Meinung, dass alle diese Jugendlichen Kriminelle waren und vernichtet gehörten.

Max glaubt, dass der Großvater ein kranker Typ gewesen sein müsse. Er ist erstaunt, dass er nur ein ganz normaler Mann war, der sich einreden ließ, dass er etwas Besseres sei.

Der Gerechtigkeitssinn von Max verlangt nach Strafe oder Anzeige des Großvaters. Der alte Mann gibt zu bedenken, dass es zwar nicht mehr den Nationalsozialismus gab, aber dass die Menschen nicht plötzlich andere Menschen wurden. Die überlebenden Häftlinge seien immer noch mit dem Stigma „asozial“ behaftet gewesen. Sie seien froh gewesen, noch am Leben zu sein und wollten nicht, dass jemand erfährt, warum sie inhaftiert waren.

Max hat nun größere Schmerzen und der alte Mann bringt ihn ins Krankenhaus und informiert die Eltern. Er verspricht Max, ihn nicht zu verpetzen und bittet ihn ein Referat über das Jugend-KZ in Moringen zu schreiben.

Üblicherweise erinnert man sich an den Schluss eines Filmes zuerst.

Die hauptsächlichen Fragen, die mir durch den Kopf schießen sind:

Wie geht es weiter? Was passiert, wenn er wieder auf seine „Mobbing-Freunde“ trifft?

(Wenn man wie ich in der Schule über 2-3 Monate gemobbt wurde, ist dies eine berechtigte Frage. Man weiß nie, was am nächsten Tag passiert, welche Methoden diesmal angewandt werden.)

Warum wird der Jugendliche zum Täter? Er ist doch gerade selbst erst ein Mobbing-Opfer gewesen?

Der Film lässt sich aber nicht auf diese beiden Fragen reduzieren. Es lohnt sich auf alle Fälle ihn ein zweites Mal anzusehen:

https://www.youtube.com/watch?v=KAoAYSAW2EU

Als Darstellungsform wird das Feature gewählt. Dies bietet die Möglichkeit Zusatzinformationen zum Begriff „Asozial“ und zur wandelnden Geschichte des Moringer Werkhauses durch Interviews mit Expert:innen als Klammer um die eigentliche Handlung zu legen.

Allerdings hat mich diese Form der Darstellung auch von der Handlung abgelenkt und viele wertvolle Informationen der Interviewpartner gingen unter.

Beim Einsatz im Unterricht würde ich mir noch eine Zusatzbroschüre wünschen, die sich neben dem geschichtlichen Aspekt des Jugend-KZ auch mit Fragen im Umgang von Mobbern oder des Schutzes gegen Mobbing beschäftigen.

© Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

(Film „ASOZIAL“ , der in Zusammenarbeit mit stille hunde theaterproduktionen (im Auftrag des Apex Kultur e.V.), der KZ-Gedenkstätte Moringen

und KnockWood Films GmbH Göttingen entstand.)

Interviewpartner sind Dr. Dirk Hesse (medizinischer Direktor des Maßregelvollzugszentrums), Christa Zieker (psychologische Mitarbeiterin der Einrichtung), Heike Müller-Otte (Bürgermeisterin der Stadt Moringen) und Dr. Dietmar Sedlaczek (und der Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen).

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Weltglückstag – 20. März

Liebe Leserin/ Lieber Leser,

 

Am 20. März ist „Weltglücktags“. Im Sommer 2012 wurde er auf der UN-Hauptversammlung beschlossen und wird seit 2013 „gefeiert“. Da es aber so viele Jahrestage zu bestimmten wiederkehrenden Ereignissen gibt, kann es gut sein, dass der Weltglücktags unbeachtet zu Ende geht.

 

 

Was meinen Sie? Benötigt man einen weltweiten „Glückstag“?

An einem Weltglückstag kann man genauso Unglück erleben, wie an jedem anderen Tag auch.

 

Was ist Glück?

Der DUDEN definiert Glück u.a. als „Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung“.

 

Dieser Glückszustand ist allerdings ein subjektives Wohlbefinden, da der Anlass dafür bei jedem Menschen unterschiedlich sein kann.

Für den einen sind Geld und Ruhm das erstrebte Glück, während ein anderer sein Glück in seinem guten Verhältnis zu Gott sieht.

 

Der weise König Salomo besaß eine lange Zeit lang beides und kam zu der Erkenntnis, dass Reichtum nicht alles ist. Er schreibt in Prediger 5:10 (5:9, Zunz): „Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften. Auch das ist Nichtigkeit.“

 

Aber durch die Werbung, Filme und Bücher wird immer der Eindruck vermittelt, dass im Leben etwas fehlt, wenn man nicht das perfekte Produkt, den Traumberuf oder den Traumpartner gefunden hat.

 

Als Kind kennt man die Schlussformel der Märchen: „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“ Hier wurde ebenfalls die Vorstellung vermittelt, dass das tägliche Leben nur aus „Glück“ besteht.

Mit zunehmendem Alter stellt man fest, dass dies nicht der Realität entspricht. Die griechische Sängerin Nana Mouskouri sang einmal:Glück ist wie ein Schmetterling.“ (Text: Dolly Parton) Dies trifft es schon eher. Das Glück ist keine feste Konstante im Leben. Bei einigen Menschen ist es mehr vorhanden, während andere Menschen durch viele Schicksalsschläge gebeutelt werden.

 

Es sind im Leben eher die vielen kleinen „Glückmomente“, an die man sich liebevoll erinnert.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie durch eine positive Einstellung auch in der „Corona-Zeit“ noch viele glückliche Momente erleben.

 

Bleiben Sie gesund und halten Sie Abstand

 

 

 (c) Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Veröffentlicht unter Allgemein, Glück | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

Rückblick auf ein Jahr mit Corona

Als 60+  und somit einer Risikogruppe anzugehörend, habe ich den Vorteil ein Einzelbüro in Anspruch nehmen zu können oder in Homeoffice zu arbeiten. Letzteres scheiterte an den Zugangsdaten. Eigentlich wollte ich auch lieber arbeiten, um etwas Struktur im Leben zu erhalten.

Anfangs (März 20) waren wir nur drei Mitarbeiterinnen im gesamten Gebäude. Täglich schaute ich bei den Kolleginnen kurz zur Begrüßung oder zum Abschied vorbei. Manchmal auch nur auf einen kurzen Plausch vorbeischauend. Unser Leben war sehr entspannt, weil man niemandem ausweichen musste. Später kehrten immer mehr KollegenInnen zurück und wir mussten Masken tragen.

Da mein Büro groß war, wurde ich gefragt, ob ich am anderen Ende der Etage in ein kleineres Büro für mich alleine ziehen würde. So könnten zwei Kolleginnen dort auf Abstand sitzen. Mir leuchtete dies auch ein, aber ich stimmte nur mit der Option zu, dass ich nach Corona dort auch bleiben könne. Diese Bitte wurde mir gewährt. Inzwischen habe ich mir das Büro sehr gemütlich eingerichtet. Als ich neulich in mein altes Büro sah, erkannte ich es nicht mehr. Alles ziemlich zugestellt und „rammelig“. Und die beiden Kolleginnen sind fast nur im Homeoffice.

Das „Schwert“ der Kurzarbeit für die ganze Firma schwebte eine Zeit lang über uns. Letztendlich gab es Entlassungen und andere KollegenInnen suchten freiwillig das Weite und fanden auch schnell eine andere Anstellung. Am 1.März 2021 wurde unsere Firma verkauft.

Das Einzige was beständig ist, ist die ständige Veränderung.

Es ist auch eine Zeit sich per ZOOM oder TEAMS fortzubilden. Diese Möglichkeit habe ich schon mehrfach ergriffen und freue mich darüber Neues zu lernen.

Auch ich selbst musste eine Kurz-Einführung zum Urheberrecht für neue Mitarbeiterinnen per TEAMS abhalten. Das war dann eher „Old-School“.

Ich bin noch nie so viel in Göttingen, auf dem Stadtfriedhof und im Umland gelaufen. Ich habe nicht gewusst, dass es so viele interessante geschichtsträchtige Orte gibt.

Meine Kenntnisse über Burgen und Schlösser haben sich sehr erweitert.

Einige Ruinen haben wir zu zweit besucht. Da wir aber aus verschiedenen Haushalten kommen, sind wir auch mit zwei Autos gefahren. So ganz umweltfreundlich mag dies nicht sein, aber wir haben jeder auch sehr wenig Sprit auf den Bundesstraßen verbraucht. Nur mein Auto verweigerte bei zwei längeren Fahrten bei Kreuzungen, einen Gang einzulegen. Das war zum einem peinlich, weil sich hinter mir eine Schlange bildete. Es hupte keiner, es half mir auch keiner. Wahrscheinlich dachten die Männer: „Typisch Frau am Steuer. Sie hat wohl den Motor abgewürgt.“ Bei dem anderen Mal hatte ich an der Kreuzung das Glück, dass von links niemand kam und ich war mit Schwung rechts abbiegen und rechts heran rollen konnte. Die jungen Frauen, die mir so dicht an der Stoßstange klebten, kümmerte dies gar nicht. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man plötzlich nicht mehr Schalten kann. Durch mehrfaches Aus- und Einschalten des Autos konnte ich anfangs noch etwas ruckelig und später „butterweich“ die Gänge wundersamerweise wieder einlegen.

Einen Werkstatttermin vor und nach Weihnachten in einem Fachbetrieb zu bekommen, war auch nicht so einfach während Corona zu bekommen.

Und wie kann es auch sein: Bei der Probefahrt ließen sich die Gänge butterweich schalten und ich wurde mit dem Spruch vertröstet: „Melden Sie sich, wenn es wieder auftritt.“ Nun es trat gleich am nächsten Tag wieder auf. Inzwischen habe ich eine neue Kupplung.

Wir sind zu zweit auf Abstand auch viel durch Wälder zu den Ruinen gelaufen. Das war sehr schön. Nicht so schön war es, dass es entweder keine Toiletten gab oder vorhandene geschlossen waren.

Einmal mussten wir kurzfristig unsere Wanderroute ändern. Auf der Fahrt zum Ziel sahen wir viele SUVs im Wald. Wir waren sehr stolz darauf, den Parkplatz ohne viel Sucherei gefunden zu haben, mussten aber feststellen, dass der Wanderweg zur Ruine abgesperrt war. Wegen der „Jagd“ war es unter Todesgefahr untersagt den Weg zu betreten. Da wir eigentlich auch nicht vorhatten zum „Hasenbraten“ zu werden, sind wir noch ca. 20 km weiter zu der nächsten Burgruine gefahren.

Inzwischen bin ich auch stolze Besitzerin von Aluminium-Wanderstöcken, die besonders brauchbar sind, wenn man die steilen Wanderwege wieder hinablaufen muss. Auch bei dem Wintereinbruch und Schneemassen auf den Wegen beim Göttinger Kiessee kamen sie zum Einsatz.

Corona und Schnee bedeuten auch zusätzliche Isolation. Aber einige haben sich bei dem Winter- und Kälteeinbruch bestimmt auch gerne in den heimischen warmen Wänden „isoliert“. Andere wiederum strömten nach draußen. Einer blockierte mit dem Schlitten seines Kindes die schneebedeckte Straße, um dort ein Schwätzchen zu halten. Völlig unverständlich schaute er, als ich um das andere auf der Straße parkende Auto und seinem Schlitten Slalom fahren musste.

An der nächsten Kreuzung blieb ich im Schnee stecken, da die Straßen nur auf 1,5 Autos ausgerichtet/ausgefahren waren. Aber was macht man mit der anderen Hälfte seines Autos bei Gegenverkehr? Man bleibt stecken und falls man ein Kehrblech dabeihat, schaufelt man (Frau) sich frei. Erfreulich war das Angebot einer freundlich lächelnden Mutter mit Kindern so zwischen 6-8 Jahre, mich anzuschieben. Durch Freischaufeln und Zurücksetzen musste ich auf dieses Angebot nicht zurückgreifen.

Und wo war die vielgepriesene „Nachbarschaftshilfe“ beim Schnee schippen? Auf „Nextdoor.de“ war dies gar kein Thema. Kein Angebot eines Nachbarn oder Nachbarin bei einem anderen Schnee zu schippen oder eine Schaufel zu verleihen.

Der Stellplatzvermieter hatte sehr schön breit die Wege für die Autos freigeschoben und es gab auch dicht neben und vor meinen Parkplatz einen gut freigeschaufelten Weg. Leider hatte er nicht bedacht, dass ich ja auch Platz zum Einsteigen brauche. Da es weiterschneite und sich in unserem Keller keine Schaufel befand, habe ich dann links und rechts des Stellplatzes den Schnee mit dem Kehrblech auf den Weg vor den Autos geschaufelt. Nach rechts konnte ich den Schnee nicht werfen, da ich sonst das Einsteigen in das Nachbarauto völlig unmöglich gemacht hätte.

Als ich fast fertig mit dem Schneeschaufeln war, kam ein mir völlig unbekannter netter, jüngerer Nachbar mit Schaufel auf mich zu und fragte: „Junge Frau, kann ich Ihnen helfen?“ (Da er doch ca. 20 Jahre jünger war als ich, klang „Junge Frau“ schon etwas sonderbar.) Etwas Schnee hat er dann doch noch für mich geschaufelt.

Am nächsten Tag blieb ich zuhause und ging nur nachmittags zu Fuß bis zur Hauptstraße im Ort. Der Fußweg war nur teilweise geräumt. Auf der anderen Seite lief eine Frau so um die 65 J im Schnee. Sie lief wie ein Hampelmann, der seine Beine im Wechsel ganz hochhebt und durch den Schnee stapft. Ich rief ihr zu, sie solle aufpassen und doch lieber auf meine Seite kommen. Sie rief zurück: „Ich mach das doch so gerne.“ Man sah ihr die Freude an, in dem Schnee zu stapfen wie ein Kind. Als sie weiterging, sah ich, dass der Rücken voller Schnee war. Möglicherweise hat sie sich einfach mal mit dem Rücken in den Schnee gelegt.

Den Stadtfriedhof in Grone habe ich allerdings nicht bei Schnee aufgesucht. Seit März habe ich miterlebt, wie sich der Friedhof ständig in seiner Vegetation verändert hat. Es gab die schönsten und farbenreichen Veränderungen, angefangen bei der Kirschblüte bis zu den malerischen Herbstfarben. Immer wieder stand ich vor Grabsteinen von bekannten Persönlichkeiten oder meinen Seniorchefs und einer Kollegin.

Auf einer der Burgruinen-Eroberung-Touren bin ich im Unterholz mit dem linken Fuß hängen geblieben und gestürzt und anschließend noch weitergelaufen. Zuhause war der Knöchel angeschwollen. Während ich dabei war einen Quarkwickel anzulegen, klingelte es unten an der Haustür. Ich humpelte zur Sprechanlage und ließ das Mädchen hochkommen, damit sie mir den selbstgemachten Apfelsaft vor die Tür stellen konnte. In der Zwischenzeit hatte ich den Fuß umwickelt und einen Schuh angezogen. Bis ich dann die Tür geöffnet hatte, war das Mädchen bereits wieder die Treppen hinabgegangen. Ich rief ihr nach, dass sie meine Unhöflichkeit entschuldigen solle und bedankte mich. Es ist doch seltsam, dass man immer in den ungünstigsten Momenten gestört wird. Aber über die nette Geste mit dem Apfelsaft habe ich mich gefreut.

Mehrfach fand ich kleine Geschenke im Briefkasten oder es klingelte an der Haustür und man bat mich doch herunterzukommen, damit man mir eine kleine Tüte mit Inhalt oder einen Blumentopf überreichen konnte.

Ich selbst verteilte auch an einige Bekannte und die Nachbarin von dem Haus gegenüber Schokolade, selbstgebackene Kekse und Karten.

Die Telefonate und die Länge der Telefonate haben sich verändert. Sie sind häufiger und länger geworden.

ZOOM-Konferenzen (oder per TEAMS) gab es bisher zu Hauf, entweder in der Firma oder zum Gottesdienst. Das Headset längere Zeit zu tragen, nervt und drückt.

Unsere weitzerstreute Familie hat auf meine Initiative hin auch an einem freien Tag gemeinsam per ZOOM gefrühstückt. Das war eine neue Erfahrung, aber lustig. Wir haben uns danach auch später in verkürzter Form per ZOOM getroffen. Dadurch, dass man sich sieht, ist es persönlicher.

Das Abendmahl per ZOOM zu begehen oder religiöse Kongresse per STREAM anzusehen, war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Auch in der Wohnung Lieder zu singen, mutet etwas seltsam an. Durch das Headset hört wenigstens der Nachbar nicht die laute Musik.

Im Gegensatz zu anderen leide ich nicht unter Isolation und Langeweile. Allerdings bin auch ich nicht vor grauen trüben Stimmungen gefeit, aber diese Stimmung hielt glücklicherweise nicht lange an.

Anfangs habe ich noch sehr viele Romane und Krimis gelesen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Doch dann stellte sich auch wieder diese „Sättigung“ und die Bestätigung der Worte aus Prediger 12:12 ein :

„ … Das Schreiben vieler Bücher wird nie aufhören, und sich ihnen viel zu widmen, ermüdet den Körper.“

Inzwischen lese ich wieder Sachbücher.

Mein neuestes Hobby, ist „Hoffnungstütchen“ (positive Gedanken und Bibeltext) zu basteln und an öffentlichen Stellen zum Trost auszulegen. Vielleicht hilft es jemanden …

(C) copyright Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Einge der obigen Texte wurden von Schauspielern im Zusammenhang mit Texten anderer Göttingern gelesen und im StadtRadio Göttingen ausgestrahlt.

Autor*in: Annette Andresen, Melanie Buhl, Rebecca Patricia Claude, Delia Ehrenheim-Schmidt, Martina Frigge-Filbir, Astrid Lätsch, Ingeborg Lüdtke und Roland Lange. Sprecher*innen: Rebecca Klingenberg, Angelika Fornell, Gaby Dey, Marco Matthes, Christoph Türkey, Ronny Thalmeyer. Dramaturgie und Regie: Brit Hennig. Ton: Farhad Ghafourian. Schnitt, Produktion: Andreas Goos

Man kann dies nachhören unter:

https://www.stadtradio-goettingen.de/beitraege/serien/coronafragmente_episoden/episode_13_lockdown_blues

Veröffentlicht unter Allgemein, Corona | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

27. Januar Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Studienreise nach Auschwitz und Krakau (14.5. – 18.5.19)

Veröffentlicht unter KZ Auschwitz, NS-Geschichte | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

„Stell Dir vor, es ist Buchmesse und keiner geht hin“ …

Ja stell Dir vor, es ist Buchmesse und keiner geht hin …

Es ist schon ein sehr komisches Gefühl, dass die Buchmesse nur digital stattfindet.

Kein Überlegen, welche Schuhe man denn anziehen soll.

Kein Gedränge und keine Kontrollen beim Einlass.

Keine dicht umdrängten Stände der TV- und Radiosender aufgrund von Live-Interviews mit Autoren, Autorinnen, Promis und „Sternchen“.

Live-Interviews und Lesungen gibt es nun digital.

Aber in Göttingen war es anders: Hier konnte man am Freitag, den 16.10.2020 im Rahmen der literatur-am-markt kostenlos

im StartRaum, Friedrichstraße 3-4, Göttingen:

Autoren live erleben.

 

Auch Jürgen Gückel war live dabei. Näheres über sein Buch erfahren Sie unter: https://www.radio-uebrigens.de/?p=2868

Bilder: https://www.goettinger-tageblatt.de/Mehr/Bilder/Fotostrecken/2020/10/Goettinger-Verlag-sorgt-fuer-Vorgeschmack-Literaturherbst-Lesungen-im-Startraum/1

Veröffentlicht unter Allgemein, Buchmesse, NS-Geschichte | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar