Buchmesse 2015

Nach einer erholsamen Nacht bin ich zuversichtlich, dass ich trotz Erkältung fit genug für die Buchmesse bin.

Leider klemme ich mir nachdem Frühstück durch eine Bewegung einen Nerv ein. Ich spüre einen einschießenden und stechenden Schmerz. Dieser wird mich den ganzen Tag begleiten und sich besonders bemerkbar machen, wenn ich vom Sitzen aufstehe.

Dieses Jahr verzichte ich darauf mir eine zusätzliche Tasche mit den Papieren umzuhängen, sondern trage alle wichtigen Dokumente dicht am Körper. Mir sitzt der Schock vom letzten Jahr noch in der Gliedern, als ich auf der Messe feststellte, dass mir sämtlich Papiere in der U-Bahn gestohlen worden waren inklusiv der Eintrittskartengutschrift.

Nachdem ich meine Kollegin, die beiden Praktikantinnen und den Auszubildenden in der Bahnhofshalle treffe, wird kurze Zeit später unser Zug angesagt. Seltsam, denn der Zug wäre so 5 Minuten vor der Zeit da. Am Abend werde ich feststellen, dass die Bahnhofsuhr nachgeht. Es hätte mich auch gewundert, wenn der Zug tatsächlich zu früh eingetroffen wäre.

Buchmesse 2015

Buchmesse 2015

Wir sitzen zwar alle in demselben Wagen, aber doch verteilt. Kurz bevor der Zug in Frankfurt hält, treffen wir uns wieder im Gang vor dem Ausstieg. Wir fahren mit der U-Bahn zur Messe. Obwohl die U-Bahn sehr voll ist, war dies eine gute Entscheidung. Später erfahre ich, dass nicht alle S-Bahnen fahren und auch einige U-Bahnen ausgefallen wären.

Am Messeeingang drängen sich die Massen und es dauert lange bis wir durch die Sicherheitskontrolle kommen. Normalerweise werden nur Stichproben bei der Taschenkontrolle vorgenommen, aber heute wird jede Tasche oder jeder Rucksack angesehen. Die Polizei ist in den Hallen auch sehr präsent wie lange nicht mehr.

Erstes Treffen mit Geschäftspartnerin

In Halle 3.1 trennen sich dann unsere Wege, da ich um 9.45 h meinen ersten Termin habe. Leider ist die Kollegin noch nicht an ihrem Stand und so schaue ich mich noch etwas in der Halle um. Beim zweiten Anlauf kommt sie gerade am Stand an. Leider hat sie um 10 h schon wieder einen anderen Termin und so sprechen wir nur kurz zusammen.

Treffen mit Bildagenturen

In Halle 4.1 habe ich dann mein nächstes Gespräch mit einer Bildagentur. Anscheinend sieht man unsere Firma als potentiellen Bildeinkäufer an, der noch mehr zum Kauf animiert werden soll. Die Vorschläge sind interessant, aber ob die Lektorate dafür zu begeistern sind, steht auf einem andern Blatt. Ich verspreche einmal in den Lektoraten nachzufragen, was sie davon halten.

Book Cover Clinic

Book Cover Clinic

Die Zeit bis zum nächsten Termin mit einer anderen Bildagentur nutze ich dazu, um mich zu erkundigen, wie ich später zu den anderen Treffpunkten gelangen kann. Die Orte sind nicht so einfach zu finden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Gutenberg Museum: Buchmesse 2015

Ich gehe vorbei an einer Book Cover Clinic, die eher nach einer Zahnarztpraxis aussieht. Auch das Gutenberg Museum Mainz ist mit einer Buchpresse vertreten. Ein Mitarbeiter erklärt den Buchdruck zur Zeit Gutenbergs.

Die zweite Bildagentur finde ich in Halle 4.1 nicht auf Anhieb. Dies liegt daran, dass das junge aufstrebende amerikanische Unternehmen einen Platz an einem Gemeinschaftstand hat. Auch ist die Standnummer nirgends ersichtlich. Ich bin etwas ratlos und krame die Handnummer hervor und rufe an. Wenig später steht ein junger Mann (ca. Ende 20)mit langen braunen Haaren vor mir. Die Haare sind zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er sieht ein wenig aus wie der Geiger David Garrett, allerdings trägt er keinen Bart dafür aber ein Piercing am Mund. Die kleine Ecke am Gemeinschaftsstand erweist sich als ziemlich ungemütlich, laut und zugig. Wir beschließen uns eine andere Sitzgelegenheit in der Halle zu suchen. Wir sitzen nun nebeneinander auf einer weißen kastenförmigen Bank. Das Angebot klingt sehr interessant und ich lasse mir die Unterlagen nun zusenden.

Fragestunde zu Bildrechten für Mitglieder des Börsenvereins

In Halle 4.2 findet im Raum Brisanz die kostenlose Fragestunde für Mitglieder des Börsenvereins zum Thema Bildrechte statt. Leider ist der Raum noch abgeschlossen und die zwei Mitarbeiterinnen vom Börsenverein versuchen schon einmal die Mikrofonanlage zu testen. Eine davon kenne ich schon und wir unterhalten uns kurz. Nachdem die Referentin und der Referent eingetroffen sind, kommt auch endlich der Hausmeister mit der Schlüsselkarte. Die Mikrofonanlage wird doch nicht genutzt und wir werden aufgefordert, uns möglichst ganz nach vorne zu setzen. Es geht u.a. um Creative Commons Lizenzen. Die Nutzungsbedingungen solle man immer gründlich lesen, denn verstoße man gegen einen Punkt der Nutzungsbedingungen, gingen sämtliche Nutzungsrechte verloren. Wichtig sei es auch, immer die korrekte Quelle anzugeben, da man sonst eine Abmahnung erhalten könne.

Auch die Klage der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen gegen die Wikimedia Foundation wird angesprochen. Hierbei ginge es um das Gemälde von Cäsar Willich, das den Komponisten Richard Wagner zeige. Da der Maler bereits über 70 Jahre tot sei, seien die Urheberrechte des Malers erloschen. Das auf Wikimedia gezeigte Foto des Bildes werde dort als CC (Creative Commons) -Lizenz (gemeinfrei) gekennzeichnet und erwecke den Eindruck, dass das Foto auch gemeinfrei sei und von jedermann kostenlos genutzt werden könne. Das Museum mache aber Urheberrechte an dem Foto des Gemäldes durch den Hausfotografen geltend. Dieser Urheberschutz sei noch nicht abgelaufen. Der kommerziellen Nutzung des Fotos des Gemäldes ohne eine Nutzungsgebühr zu entrichten solle durch diese Klage Einhalt geboten werden.

Es gäbe Programme, mit denen Urheber nach Bildern suchen können. Einige Urheber verlangten eine Gebühr, wenn keine korrekte Quellenangabe angegeben werde.

Abmahnungen im Zusammenhang mit Bildrechten treten inzwischen öfter auf. Eine Kollegin berichtet, sie habe eine bereits einmal erschienene Bildbeschreibung mit Bildern übernommen und dafür eine Abmahnung in Höhe von 13.000,- € erhalten. Ein anderer Kollege wurde abgemahnt, weil er ein Bild von einer Person der Zeitgeschichte auf dem Buchcover verwendet hätte. Dieses Bild sei aber nur für den redaktionellen Teil (innen) bestimmt gewesen.

Das BGH-Urteil zu § 52 b UrhG und RightsLink

Mir bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum nächsten Termin, aber ich schaue noch kurz in Halle 4.2 bei Branchen-Fachveranstaltung über „Das BGH-Urteil zu § 52 b UrhG (Urhebergesetz): Enteignung der Verlag?“ vorbei. Unter den Zuhörern entdecke ich ein mir bekanntes Gesicht. Es ist unser Auszubildender. Ich bleibe am Rand stehen und schau nach links und frage mich, ob ich die etwas abseitsstehende Dame ebenfalls kenne. In der Tat ich kenne sie noch aus meiner damaligen Tätigkeit im Bündnis „Gedenken an die Opfer des NS 27.1.“. Sie betreibt nebenbei auch einen kleinen Verlag. Sie kommt auf mich zu und wir unterhalten uns kurz. Wir müssen dann aber beide weiter.

In Halle 4.0 will ich mich mit der Kollegin von der Buchmesse treffen, die für den Bereich RightsLink (automatisierter Verkauf von Kleinlizenzen) zuständig ist. Wir haben uns im Business Club verabredet. Das klingt ziemlich hochtrabend, ist aber auch nur ein Raum mit vielen kleineren Tischen, wo man sich geschäftlich treffen und auch Getränke erhalten kann. Da meine Gesprächspartnerin zu spät kommt, erhalten wir nur noch einen Stehtisch. Meine Probleme sind schnell besprochen. Ich werde es nun noch einmal probieren und wenn es wieder nicht mit der Datenübergabe klappt, muss einmal die hausinterne IT-Abteilung die Einstellungen meines PCs ansehen.

Halle 3.1

So langsam mache ich mich auf zur U-Bahn und gehe wieder durch die Halle 3.1 und halte nur kurz bei unserem Verlag inne. Einer unserer Lektoren ist guter Zuversicht ein gutes Geschäft abgeschlossen zu haben. Ich berichte ihm kurz über das Gespräch mit der zweiten Bildagentur, dass er quasi vermittelt hat.

Nero Büste: Buchmesse 2015

Nero Büste: Buchmesse 2015

Bei dem Stand Podium Rheinland-Pfalz/Verlags-Karree e.V. höre ich kurz zu. Dr. Marcus Reuter, der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier und der Journalist Andreas Pecht stellen das Ausstellungsprojekt „Nero- Kaiser, Künstler und Tyrann“ vor. Dr. Reuter erklärt gerade, dass Nero blond und blauäugig war und nicht dem von Peter Ustinov geprägtem Bild entspricht. Dies würde auch in die Ausstellung im nächsten Jahr einfließen.

Links in einem anderen Gang hört man verhaltenes Klatschen. „Helge Schneider war aber schon für 15 h angekündigt,“ denke ich. Als ich dann in der Nähe der Standes stehe, stelle ich fest, dass Gregor Gysi sein Buch „Ausstieg links?“ signiert und sich unterhält. Er wird durch einige Sicherheitsbeamte in Anzügen bewacht.

Die U-Bahn fährt pünktlich, aber die nächste fällt aus. Mein Zug fährt fast pünktlich ab. Kurze Zeit später bin ich eingeschlafen. In Göttingen treffen wir nur mit 7 Minuten Verspätung ein. Was ist das schon gegen die gerade angesagte Verspätung von 80 Minuten?

© Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert