Studienreise nach Auschwitz und Krakau (14.5. – 18.5.19)

Dienstag, den 14.5.2019

Wir fliegen von Frankfurt/Main nach Kattowice.

Das Flugzeug hat durch die schlechte Wetterlage bei Nürnberg Verspätung. Aufgrund des Windes in Frankfurt werden nicht alle Startbahnen freigegeben. Statt um 12.40 h fliegen wir gegen 14 h ab.

Kattowice begrüßt uns mit Regen.

Wir übernachten in direkt in der Nähe des Stammlagers Auschwitz. Unsere Unterkunft ist ein „Zentrum für Information, Begegnung, Dialog, …“ und ist entstanden, um für alle Menschen, die betroffen sind von dem, was dort geschehen ist, unabhängig von ihrer religiösen Orientierung, einen Ort zu schaffen, der zu Besinnung, Begegnung, Lernen, und Gebet einlädt. Das Zentrum soll helfen, die Opfer zu ehren und eine Welt des gegenseitigen Respektes, der Versöhnung und des Friedens zu gestalten.“

Ich habe ein Zimmer im Erdgeschoss mit zwei schmalen Betten, ein Badezimmer mit Dusche. Das Waschbecken hat keinen Stöpsel oder Sieb. Ich bin froh, dass ich meine Kontaktlinsen nicht mitgenommen habe. Sie wären auf jeden Fall irgendwann hineingefallen.

Um 17.30 h treffen wir uns im Foyer und gehen zum Stammlager, das ganz in der Nähe liegt. Es regnet.

Auf dem Weg dorthin überqueren wir Schienen. Auf dem Bahnsteig befindet sich auch eine Büste des polnischen Widerstandskämpfers Witold Pilecki und eine Gedenkplatte. Er ging „freiwillig in die Gefangenschaft des KZ Auschwitz.“ Er „organisierte den Widerstand der Insassen aus dem KZ und informierte bereits 1940 die westlichen Alliierten über die Gräueltaten der Nationalsozialisten im Lager.“

Auf dem Vorplatz zum Eingang des ehemaligen Stammlagers „Auschwitz I“ ist es leer. Auf dem Parkplatz steht ein Informationswagen. Gerade fährt ein Kleintransporter ab.

Das Abendessen nehmen wir um 18.30 h ein. Ich bekomme gluten- und laktosefreies Essen. Auf dem Teller befinden sich 6-8 kleine Eierkuchen und drei Scheiben Brot mit Käse belegt. Das ist einfach zu viel. Ich gebe den anderen am Tisch etwas ab.

Um 19.30 h treffen wir uns in der Bibliothek und besprechen Fragen und organisatorische Dinge.

Obwohl ich kaputt und müde bin, schlafe ich schlecht in dem ca. 80 cm breiten Bett. Das Bettgestell hat noch Metallfedern, die beim Umdrehen quietschen. Wenn man bedenkt, dass die Gefangenen [Unsere Gruppe diskutierte darüber, ob man die KZ-Häftlinge, als Häftlinge bezeichnen dürfe, da man diese Bezeichnung mit Verbrechern in Verbindung bringen würde. Deshalb wird hier immer der Begriff „Gefangene“ verwendet.] z.T. auf dem Betonboden auf Stroh schlafen mussten, darf ich gar nicht meckern.

Mittwoch, den 15.5.2019 vormittags

Unsere Gruppe trifft sich um 7.45 h im Foyer, damit wir pünktlich um 8.00 h beim Museum „Auschwitz – Stammlager“ sind.

Der Vorplatz vom ehemaligen Stammlager Auschwitz I und die Eingänge sind voller Menschen. Reiner (unser Reiseleiter) hat die Karten schon online individuell auf unsere Namen bestellt. Wir müssen dem Museumspersonal deshalb passend zum Kartenausdruck unsere Pässe zeigen. Einer aus der Gruppe hat seinen Pass nicht mit. Wir anderen können schon durch den Sicherheitscheck. Taschen und Rucksäcke, die größer als DIN A4 sind, dürfen nicht mitgenommen werden. Nun heißt es warten. Als wir alle anwesend sind, gehen wir durch eine Drehsperre. Draußen regnet es. Über dem Eingangstor lesen wir den zynischen Spruch „Arbeit macht frei“. Das Schild „Arbeit macht frei“ wurde im Dezember 2009 gestohlen und im Norden Polens zerlegt wieder gefunden.

Nach der Eingangsschranke gibt es zwei Stacheldrahtzäune, die durch ca. 1,5 m Schotter abgetrennt sind. In den Stacheldrahtzäunen gibt es ca. alle 2-2,5 m oben gebogene, ca. 2 m hohe Pfähle mit Transformatoren. Das Lager ist rechteckig angelegt, am Ende stehen hölzerne Wachtürme. Nach dem zweiten Stacheldrahtzaun liegt wieder Schotter, der mit kurzen Pfählen abgegrenzt ist. Manche Gefangene liefen freiwillig in den Zaun, um zu sterben. Entweder starben sie durch den elektrischen Zaun oder sie wurden schon vorher durch die Kugel eines Wachsoldaten getötet.

Im sogenannten Stammlager oder Museum stehen gemauerte rote Backsteinhäuser. Einige der Häuser waren früher Bestandteil einer polnischen Kaserne. Die Häuser wurden umgebaut und aufgestockt. Die Wege dazwischen waren mit Schotter belegt, was aber nicht verhinderte, dass es dort sehr matschig war. Wir sehen den Platz, an dem die ehemalige Lagerkapelle spielen musste. Dann stehen wir auf dem ehemaligen Appellplatz. Die Gefangenen mussten bei Wind und Wetter lange Appell stehen, während der SS-Mann geschützt in einem turmartigen Holzhaus sitzen konnte. Gleich vor dem Appellplatz gab es einen Gemeinschaftsgalgen (heute Rekonstruktion). Vor einem Haus liegt eine Steinwalze, mit der die Gefangenen Straßen oder andere Flächen planieren mussten.

Wir folgen Reiner, der uns einige der Gebäude zeigt, in denen der spätere Lagerfotograf Wilhelm Brasse arbeiten musste.

Bis 12.00 Uhr haben wir nun Zeit, uns die Länderausstellungen in den verschiedenen Blocks anzusehen.

Als erstes gehe ich in die Niederländische Ausstellung. Hier wird ein Film in Dauerschleife gezeigt, der beweist, dass die Juden in Waggons geladen wurden. Gerade wird die Tür des Waggons geschlossen.

Es gibt ein Foto von Anne Frank und ihrer Familie. An einer Wand liest man tausende Namen. In der Ausstellung finde ich in einer Vitrine Fotos und Dokumente über die ermordete Zeugin Jehovas Deliana Rademakers. Ein Zitat aus ihrem Brief an ihre Familie zeigt den Hinweis auf Psalm 18. 5. Sie schreibt: „Jehova ist mit uns, was können Menschen uns antun.“ Für sie war Gott auch in Auschwitz.

Die Ungarische Ausstellung ist künstlerisch gestaltet. In einer Ecke liegt auf Kies eine beleuchtete KZ-Häftlingsjacke. Man kann durch einen gläsernen Waggon gehen. Unter dem Glassteg, auf dem man geht, liegen Schienen. Beim Verlassen des Waggons sieht man ein Meer aus elektrischen Kerzen. An den Wänden hängen Fotos von den Tätern und Opfern. Hier finde ich auch ein Foto von Josef Kramer, dem letzten Kommandanten von Bergen-Belsen. Er wurde Ende 1945 in Hameln hingerichtet.

Ein Bild von einer ehemals fülligen jungen Frau schockt mich. Sie ist nach der Befreiung nur noch Haut und Knochen.

Auf dem Gelände lasse ich mich etwas treiben und gehe in Block 5 und 6, aus denen Besucher kommen. Hier kann man auch die unterschiedlichen Winkel für die Häftlingsgruppen sehen.

In den folgenden Räumen liegen jeweils hinter Glas haufenweise Bürsten, Brillen, Koffer mit Namen, Schüsseln und Schuhen. Beim Anblick der in Größe und Art unterschiedlichen Schuhe stelle ich mir vor, wie plötzlich Füße in den Schuhen stecken. Das erinnert mich an Hesekiel 37. 7, 8: „Also prophezeite ich wie befohlen. Und sobald ich prophezeite, war ein Geräusch zu hören, ein Klappern, und die Gebeine fügten sich allmählich aneinander, Knochen an Knochen. 8 Als Nächstes sah ich, wie sie mit Sehnen und Fleisch überzogen wurden und Haut darüber gespannt wurde. Aber es war immer noch kein Atem in ihnen.“

Es regnet noch immer. Vor mir befindet sich eine große Pfütze. Dahinter ist der Stacheldraht mit den Transformatoren vor dem Wachtturm. Auf einem Schild mit Totenkopf steht „Halt Stop“.

Die französische und belgische Ausstellung befindet sich in Block 20. Dies war der Krankenblock. Hier wurden auch Gefangene mit Phenolspritzen getötet.

Um 12 h trifft sich unsere Gruppe zum Mittagessen. Nach dem Mittagessen haben wir noch Zeit genug, uns ein wenig hinzulegen.

Mittwoch, den 15.5.2019 nachmittags

Unsere Führung beginnt um 15.00 h und wir müssen schon um 14.30 h losgehen. Der Besucherstrom ist erschreckend. Besucher aus vielen Ländern. Für einen Moment stelle ich mir eine der vielen Besuchergruppen in KZ-Häftlingskleidung vor.

Diesmal müssen wir keine Pässe vorzeigen. Wir treffen auf die Dame, die uns heute und morgen führen wird. Nach dem wir die Sicherheitskontrolle durchlaufen haben, müssen wir uns je einen Kopfhörer und einen Sender holen.

Wir besichtigen auch wieder Block 5 und 6, in denen ich schon war, aber wegen der vielen Besuchergruppen nicht immer so viel sah. Wir gehen auch in Block 4.

Wir sehen viele Fotos mit ankommenden Transporten, z.B. bei der Rampe. In einer Vitrine liegt eine Aufzählung von Todesopfern der verschiedenen Nationalitäten, die Rudolf Höß für den Nürnberger Prozess angeblich aufgrund von Angaben Eichmanns erstellt hat. Es wären Angaben über größere Aktionen. Er selbst wisse nicht, wie viel Tote es gab.

Auf einem Dokument (K210404) kann man lesen: Anstelle der Auswanderung ist nunmehr als weitere Lösungsmöglichkeit nach entsprechender vorheriger Genehmigung durch den Führer die Evakuierung der Juden nach dem Osten getreten. Die Aktionen sind jedoch lediglich als Ausweichmöglichkeit anzusprechen, doch werden hier bereits jene praktischen Erfahrungen gesammelt, die im Hinblick auf die kommende Endlösung der Judenfrage von wichtiger Bedeutung sind. Im Zug der Endlösung der europäischen Judenfrage kommen rund 11 Millionen Juden in Betracht, die sich wie folgt auf die folgenden Länder verteilen: … (hier folgt dann die Liste).“

Es gibt ein Modell von Krematorium II in Auschwitz-Birkenau, dass den Leidensweg von der Ankunft bis zur Verbrennung zeigt.

Dosen des benutzten Gases sind hinter einer Glaswand aufgehäuft.

In einem der unteren Bereiche finden wir Stehbunker. Auch sehen wir Berge von Haaren, die z.T. von Firmen verwertet wurden z. B. für die Oberfläche von Matratzen oder Filz. (Hier dürfen wir nicht fotografieren.)

Es gibt Bilder der Wertgegenstände, die den Inhaftierten abgenommen wurden und in die Effektenlager „Kanada“  gebracht wurden.

Bilder zeigen vom Hunger gezeichnete Kinder unterschiedlichen Alters.

In einem Gebäude kann man links und rechts sehen, dass die Gefangenen auf dem losen Stroh auf dem Steinboden lagen, auch sieht man an anderer Stelle Strohmatratzen.

Erschießungswand Auschwitz Stammlager

Wir werfen einen Blick auf die wenigen Toiletten und auf die Waschrinnen. Sicherlich war das Waschen gedrängt und menschenunwürdig. Wir sehen Räume mit mehrstöckigen schmalen Holzbetten, dann wieder Räume, die wohl nicht für die normalen Gefangenen gedacht waren. Vermutlich für die Funktionshäftlinge.

Wir stehen vor der Erschießungswand im Hof.

In einem Gebäude sind an den Wänden Zeichnungen von Kindern: Züge, Person mit Koffer, Gleise die zu dem bekanntesten Gebäude von Auschwitz Birkenau führen und ein Galgen, an dem Menschen hängen.

Ein Raum beinhaltet das „Book of Names“, das Buch der Ermordeten. Es ist einige Meter lang und hängt über dem Boden und besteht aus vielen Bänden. Obwohl alles ganz dicht gepresst ist, kann man mit der Hand dazwischen fassen und auf dem engbedruckten Papier Namen lesen.

Wieder draußen gehen wir in den hinteren Bereich des Stammlagers. Es regnet. Hinter einem modernen Eisentor kann man in einiger Entfernung die Villa von Rudolf Höß sehen. Dieser Bereich gehört nicht mehr zum heutigen „Museum“ Auschwitz Stammlager. Heute ist die Villa von unbefangenen Polen bewohnt.

In der Nähe des Eisentors befindet sich ein einzelner Galgen. Hier wurde am 16. April 1947 Rudolf Höß hingerichtet.

Zum Schluss gehen wir in das ehemalige Krematorium, in dem sich auch ein Raum zur Vergasung befand. Zwei Verbrennungsöfen sind noch zu sehen.

Wir sind eine der letzten Gruppen im Lager.

Um 18.30 h gibt es das Abendessen, und um 19.30 h haben wir die Besprechung des ersten Tages.

Donnerstag, den 16.5.2019 morgens

Frühstück 8.00 h. Bis zum Zeitzeugengespräch mit Karol Tendera haben wir noch etwas freie Zeit. Er soll um 10.00 h kommen.

Treffen mit dem Überlebenden Karol Tendera

Karol Tendera ist fast 99 Jahre alt und trägt eine dunkle Brille und einen grauen Anzug. Er war früher einmal Geschäftsführer eines Betriebes. Er hat eine kräftige Stimme. Er reist von Krakau mit Frau und Dolmetscherin an.

Es ist nicht so wie bei den Zeitzeugengesprächen, denen ich bisher beigewohnt habe. Es läuft alles etwas unpersönlicher ab. Auch werden keine Fragen zugelassen.

Bevor Karol Tendera seinen Bericht anfängt, gibt er der Dolmetscherin lange Erklärungen auf Polnisch. Ich habe den Eindruck, dass sie uns nicht alles übersetzt, was er sagt. Auch scheint er sich zu wiederholen.

Karol kam aus Galizien und hat früher mit deutschen Kindern gespielt. Es gab keine Probleme.

Es ist ihm wichtig, das sich Polen und Deutsche als Freunde treffen. Wir sollen dies auch unseren Kindern sagen. Er war drei Jahre im KZ Auschwitz-Birkenau und dreizehn Monate in einem Arbeitslager in Hannover. Insgesamt war er fünf Jahres seines Lebens in Haft. Ab 1939 ging er in Krakau zur Berufsschule. Im März 1940 wurden er und 30 andere Berufsschüler als Zwangsarbeiter abgeholt und ohne bekanntes Ziel nach Hannover gebracht. Sie mussten in den Max Mueller-Hann Flugzeugwerke arbeiten. Sie wurden in Baracken untergebracht. Ihnen wurden die Kennkarten und Pässe abgenommen.

Nach ca. dreizehn Monaten beschloss er, per Zug zu fliehen. Er konnte einige Zeit die Passkontrolle umgehen, aber als es dann kein Ausweichen mehr gab, sagte er, dass er Arbeit suchen würde. Man schickte ihn nach Breslau. Dort blieb er 1,5 Monate und floh dann zu Fuß. Er erhielt Hilfe von Bauern. Er gelangte wieder zu seinem Vater. Nach ihm wurde gefahndet. Trotzdem hat er sich mit verschiedenen Hilfsarbeiten über Wasser gehalten. Als er gerade zur Arbeit in ein Geschäft ging, kam ein Mann in Zivilkleidung aus dem Geschäft und bliebt draußen stehen. Die Dame im Laden sagte Karol, dass jemand nach ihm gefragt hätte. Der Mann in Zivil hörte dies, kam ins Geschäft und nahm ihn fest. Ihm wurde vorgeworfen, er hätte seine Kennkarte gefälscht und unterhielte Kontakt zu einem Priester. Dies stimmte nicht. Er wurde geschlagen und leidet heute noch an einem Gehörschaden. Im Krakauer Gefängnis lernte er zwei Männer kennen, die für ihn später sehr wichtig sein sollten.

Am 2. 2.1942 befand er sich unter den sechzig Gefangenen, die in einem Wagen nach Auschwitz gebracht wurden. Die Fahrt dauerte zwei bis drei Stunden. Die Gefangenen durften nicht sitzen, sondern mussten die ganze Zeit auf einer Eisenplatte knien. Bei ihrer Ankunft konnten viele der älteren Gefangenen nicht mehr aufstehen. Karol und seine Freunde konnten aufstehen. Kaum angekommen wurden sie von SS-Männern mit Gummiknüppeln gescheucht. Sie mussten in die Sauna und sich nackt ausziehen. Ihre Haare wurden geschoren. Das heiße Wasser wurde angestellt. Sie mussten bei -18 nackt nach draußen gehen und konnten sich nicht abtrocknen. Die drei Freunde haben sich gegenseitig massiert, damit sie warm blieben. Dann wurde auf einem Rollwagen Kleidung gebracht. Die Kleidung wurde ihnen zu geworfen. Nicht immer war die passende Kleidung dabei. Mancher hatte z.B. zwei Hosen, aber kein Hemd. Einige Gefangene wurden krank.

Sie kamen auf den Quarantäneblock 8 a. Sie wurden mit den Lagerregeln zur Eingewöhnung vertraut gemacht. Dazu gehörten sinnlose Gymnastikübungen wie Hüpfen, Rollen und Kniebeugen. Die Übungen wurden bei jedem Wetter durchgeführt. Bei Regen war die Kleidung durchnässt. Sie bekamen keine trockene Kleidung und konnten ihre nasse Kleidung auch nicht trocknen.

Der erste Lagerführer Karl Fritzsch begrüßte die Neuzugänge gerne mit: „Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein deutsches Konzentrationslager, aus denen es keinen anderen Ausgang gibt als durch den Schornstein des Krematoriums. Ein Jude lebt hier eine Woche, die Pfaffen einen Monat, gewöhnliche Häftlinge drei Monate!“

Der Stacheldrahtzaun mit den Transformatoren war elektrisch (380° Volt) geladen, täglich sind Gefangene freiwillig in den Zaun gelaufen.

Karol musste 7 Tage Strafgymnastik machen. Er wurde tätowiert (dies gab es in keinem anderen KZ außer Auschwitz) und bekam die Nummer 1000430.

Er wurde zuerst in das Arbeitskommando zum Ziegeltragen eingeteilt. Die Ziegel mussten in den 4. Stock getragen werden.

Der Blockführer holte einige Gefangene zu Block 28, dem Krankenbau. Hier wurden medizinische Versuche vorgenommen. Sie bekamen eine Spritze der Firma Bayer und wurden einige Tage beobachtet. Sie bekamen ca. 40° Fieber. Wahrscheinlich wurden sie mit Malaria und Typhus angesteckt, damit man ein Gegenmittel finden konnte. Die Ärzte im Bock waren nicht zum Heilen dort, sondern zur Beobachtung. Es gab zwei Pfleger, die Suppe verteilten und beim Aufstehen halfen. Karol hat seitdem Herzprobleme / Herzflimmern (eine OP ist zu riskant).

Angst und Tod waren ständige Begleiter. Zum Beispiel mussten die Gefangenen die Mütze abnehmen, wenn sie auf einen SS-Mann trafen. Grüßte man nicht, kam es vor, dass der SS-Mann so lange auf den Gefangenen einschlug, bis er starb.

Karol Tandera versteht nicht, warum sich intelligente Menschen wie die Offiziere so von Hitler leiten ließen. Sie wurden als Verbrecher geschult. Eine wichtige Rolle habe die Propaganda gespielt.

Ungefähr 15 Gefangene wurden am nächsten Morgen ausgewählt und zur Essensbaracke gebracht. An 80 Gefangenen wurden medizinische Versuche durchgeführt. Karol war einer von ihnen.

Auschwitz-Birkenau

In Birkenau gab es unzählige Baracken, die zum Teil früher Pferdeställe gewesen waren. Hier gab es keine Heizung, kein Wasser, kein WC, nur Dachziegel. Die Holzwolle war dreckig. Es gab Ratten und Läuse.

Er meint, wenn wir heute unter solchen Umständen leben würden, würden Frauen höchstens zwei Wochen überleben. Männer würden etwas länger leben.

Hilfe von Wadek

Karol glaubt nicht an Gott und fragt: „Wo war Gott?“ Er ist der Meinung, dass er sein Leben nur Menschen und Glück verdankt.

Einer der Menschen, die ihm halfen, war sein Freund Wadek. Er half ihm mehrfach: 1942 wollte er sich in den elektrischen Zaun werfen. Wadek hat ihn ermuntert durchzuhalten und sang ein russisches Lied.

Ein anderes Mal hatte Karol Durchfall und bekam im Krankenbau keine Hilfe. Wadek hat für ihn Brot zu Kohle verbrannt. Das hat ihm geholfen.

Tote und Halbtote

Gerhard Palitzsch sei der „Henker von Auschwitz“ gewesen (nicht wörtlich zu verstehen, er hat aber viele Gefangene persönlich ermordet) und hätte Frauen wie Männer auf dem Platz zwischen Block 10 und 11 erschossen. Seine Vorliebe sei es gewesen, dass sich die jüdischen Frauen nackt ausziehen und im Kreis um ihn herumgehen mussten. Er habe in der Mitte gestanden und per Zufall seine Opfer ausgewählt und erschossen. Falls diese noch nicht tot gewesen wären, habe er Fotos oder kleine Filme mit sich und den Sterbenden gemacht. Manchmal habe er die Frauen aber auch lebendig wieder weggeschickt.

Einmal am Tag kam ein großer LKW und holte Tote oder Halbtote ab. Die Leichen haben in Birkenau vor dem Krankenbau im Dreck gelegen. Sie konnten ihnen nicht helfen.

Karol taten die leidenden Frauen leid. Später als Geschäftsführer einer Fabrik habe er sich immer für die Frauen eingesetzt.

Das Krematorium hätte von 7-21 Uhr gearbeitet.

Selektion von Kindern

Arbeitsfähige Kinder wurden selektiert. Die SS spannte ein Seil in Höhe der von ihr bestimmten Mindestgröße. Die Kinder mussten unter dem Seil durchgehen. Wenn sie zu klein waren, wurden sie auf einen Rollwagen geworfen und kamen ins Gas. Einige Kinder sind von dem Rollwagen gesprungen und wieder zu den Eltern gelaufen.

Eltern und Kinder wurden in die Sauna gebracht. Erst kam Wasser, dann Zyklon B. Manchmal atmeten kleine Kinder nicht so viel Gas ein, weil die Mutter sie fest an sich drückte. Sie lebten noch und wurden später getötet.

Frage nach Gott in Auschwitz

Karol Tendera glaubt deshalb nicht mehr an Gott.

Auch Papst Benedikt XVI. habe die Frage nach Gott bei seinem Besuch in Auschwitz gestellt:

„An diesem Ort des Grauens, einer Anhäufung von Verbrechen gegen Gott und den Menschen ohne Parallele in der Geschichte, zu sprechen, ist fast unmöglich – ist besonders schwer und bedrückend für einen Christen, einen Papst, der aus Deutschland kommt. An diesem Ort versagen die Worte, kann eigentlich nur erschüttertes Schweigen stehen. Schweigen, das ein inwendiges Schreien zu Gott ist: Warum hast du geschwiegen? Warum konntest du dies alles dulden? In solchem Schweigen verbeugen wir uns inwendig vor der ungezählten Schar derer, die hier gelitten haben und zu Tode gebracht worden sind; dieses Schweigen wird dann doch zur lauten Bitte um Vergebung und Versöhnung, zu einem Ruf an den lebendigen Gott, dass er solches nie wieder geschehen lasse. …“

Karol ist katholisch und ist in die Religion hineingeboren. Der Priester sagte ihm, dass er der Bevollmächtige Gottes sei und seine Fragen an ihn richten soll. Karol findet dies überholt.

Zurzeit (Mai 2019) läuft auf YouTube eine Dokumentation über Pädophilie in der katholischen Kirche und sorgt in Polen für Aufregung.

Einer (71) aus unserer Gruppe steht auf und weint wie ein kleines Kind, als er von der Dokumentation hört. Er wurde als Kind missbraucht. Unser Reiseleiter berührt beruhigend seinen Arm. Eine aus unserer Gruppe steht auf und nimmt ihn in die Arme.

Hilfe bei Selektion und Mutlosigkeit

Karol hatte selbst bei Selektionen mehrfach Glück, aber einmal wurde auch er nach links zugeteilt. Er lief um die Baracke herum und wurde von Wadek und anderen durch ein Fenster in ihre Baracke gezogen.

Bei einer weiteren Selektion kam er wieder nach Auschwitz I ins Stammlager und bekam Medikamente.

Die Behälter (?) für die Fäkalien mussten von Polen entleert werden. Dabei wurde die Kleidung verschmutzt. Die Kleidung konnte weder gereinigt noch gewechselt werden.

Karol musste schwere Arbeit ausführen und konnte nicht mehr. Er wollte in den Draht laufen und Selbstmord begehen. Er bekam den Rat, er solle in die Küche gehen. Der Verantwortliche war ein Musiker, der Karols Vater kannte. Durch ihn bekam er Arbeit in der Küche.

Räumung vom Stammlager Auschwitz

In Oktober 1944 rückten die Russen näher. Die kräftigsten Gefangenen nahm die SS bei der Räumung des Lagers mit. Er wurde im Konzentrationslager in KZ-Außenlager Leitmeritz (heute Litoměřice in Tschechien) von den Russen befreit.

Anscheinend gab es in Leitmeritz auch noch Appelle. Die Gefangenen bekamen Pellkartoffeln (anscheinend auch Soße) zu essen. Ein SS-Mann fragte: „Habt ihr Hunger“. Sie sagten „Ja“. Daraufhin stieß er die Töpfe um. Die Gefangenen stürzten sich völlig entmenschlicht auf das Essen, das auf dem verdreckten Boden lag.

Karol erhielt Anweisung, sich zu seinem Heimatort zu begeben.

Vergebung und Entschuldigung

Letztes Jahr war auch ein Mann in der Studiengruppe, der sich bei ihm für seine Eltern entschuldigt hat. Sein Vater war ein SS-Mann und auch seine Mutter war auch für das NS-Regime tätig.

Karol kann den damaligen Deutschen nicht vergeben. Den heutigen Deutschen muss er nichts vergeben. Sie trifft keine Schuld.

Ende des Zeitzeugengespräches

So ein richtiges Ende des Zeitzeugengespräches gibt es nicht. Gerne hätte ich am Ende seiner Ausführungen geklatscht, um Achtung und Respekt zum Ausdruck zu bringen. Das ist aber nicht möglich. Es gibt auch keine Möglichkeit, noch Fragen zu stellen. Eine Dame aus der Gruppe geht zu ihm mit einem Buch, in dem ein Beitrag über ihn steht. Sie bittet um ein Autogramm. Ehe wir zum Mittagessen gehen, machen wir ein Gruppenfoto.

Karol Tendera sitzt im Speisesaal weit weg von uns. Er sitzt vorne mit seiner Frau und einer Dame des Zentrums an einem Tisch. Richtig verabschiedet oder bedankt haben wir uns alle nicht von ihm. Vermutlich will er es auch nicht.

(Einige Wochen später erfahren wir, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hat und dass es das letzte Zeitzeugengespräch war, für das er zur Verfügung gestanden hat. Karol Tendera ist am 1. Oktober 2019 verstorben.)

Donnerstag, den 16.5.2019 nachmittags

Treffen um 14.30 h im Foyer. Wir werden mit einem Bus bis kurz vor die „alte Judenrampe“ gebracht werden. Der Bus darf nicht dorthin fahren. Wir gehen ein Stück zu Fuß. Ganz in der Nähe der alten Judenrampe sind neue Häuser gebaut worden.

Die Gleise sind vor einigen Jahren wieder freigelegt worden und ein Waggon aus der Zeit steht symbolisch auf den Gleisen. Davor gibt es zwei Gedenksteine mit Originalfotos.

Auschwitz-Birkenau

Wir gehen zuerst auf einem Fußweg Richtung Torhaus, später laufen wir neben den Gleisen. Die Gleise führen durch das Tor. Dieses Torhaus ist eins der „bekanntesten Motive“ von Auschwitz.

Die Dame, die uns gestern geführt hat, erwartet uns vor dem Torhaus. (Irgendwie finde ich keine vernünftige Bezeichnung für ihre Aufgabe. In Auschwitz von einer „Führerin“ zu sprechen, wäre bei der Assoziation zu Hitler pietätslos. Guide oder KZ-Museumsführerin passen auch irgendwie nicht.) Es sind viele Besuchergruppen unterwegs. Pro Tag sollen es 10.000 Besucher sein.

Wir steigen zuerst auf den Turm des Torhauses und haben so einen guten Überblick über das gesamte ehemalige Lager Auschwitz II Birkenau und auf die Umgebung. Vor dem Torhaus außerhalb des Lagers wird gebaut. Die Stadt „wächst“ langsam an das ehemalige Lager heran.

Von oben kann man links noch viele gut erhaltene Baracken sehen. Auf der rechten Seite sind nur eine Reihe ehemaliger Pferdeställe, die man zu Baracken umfunktioniert hatte. Hinter dieser Reihe befinden sich nur Überreste von ehemaligen Baracken. Im Turm gibt es einen Plan des Lagers. Aus dem Fenster sieht man die zweite Rampe mit dem Gleis, das sich dann in drei Gleise verzweigt.

Wir verlassen das Torhaus und gehen rechts über ein Gleis. Der Boden ist festgelaufen. Vom Regen gibt es noch einige Pfützen. Wir gehen durch ein Tor mit dem uns schon bekannten Stacheldrahtzaun mit Transformatoren. Wir betreten einige der Baracken. In der ersten Baracke sehen wir links und rechts Reihen von Etagenbetten aus Holz. Auf der Tafel steht, dass hier ca. 400 Menschen geschlafen haben sollen. Auf einem Foto ist das Chaos abgebildet. Wir sehen Reste von Öfen und Schornsteinen.

In der nächsten Baracke sind drei ca. 50 m lange kniehohe Betonklötze. Jeder Betonklotz hat Löcher, die immer versetzt gegenüber liegen. Sind es ca. 50 Löcher auf jeder Seite? Ich weiß es nicht. Sozusagen Massen-Plumpsklos aus Beton.

Wir gehen nun zu der Rampe. Von hier aus kann man hinter dem Stacheldraht viele Grundrisse von Baracken sehen, bei denen der Schornstein noch vorhanden ist. Ein Stück weiter kann man noch erhaltene Gebäude sehen. Auf den Schienen steht symbolisch ein Waggon aus der damaligen Zeit.

Auf dem Weg zur Rampe erzählt uns die Dame, die uns führt, dass Gefangene an Firmen „verkauft“ wurden. Ich frage nach, was mit dem Verkaufen gemeint sei, die Person oder die Arbeitskraft. Sie versteht meine Frage nicht. Auch unser Reiseleiter sagt, dass die Gefangenen verkauft wurden. Letztendlich war es aber nur die Arbeitskraft, die verkauft wurde, da die Gefangenen im KZ wohnten. Beim Verkaufen von Menschen musste ich sofort an den Sklavenhandel in Afrika , z.B. Ghana, denken.

Wir gehen nun auf dem Weg, den die ankommenden ahnungslosen Juden auch gingen, um in die Gaskammern zu gehen und in Krematorium IV und V verbrannt zu werden. Der Weg hat links und rechts einen Stacheldrahtzaum mit Transformatoren. Hinter den Zäunen sind Grundrisse von Baracken zusehen, bei denen der Schornstein noch vorhanden ist. Der leicht terracottafarbene Weg ist noch der Originalweg. Er ist uneben, plattgetretene Erde, kleine unbearbeitete Steine liegen in unregelmäßigen Ansammlungen darauf. Der Weg ist sehr lang. Es ist windig, kühl, aber trocken.

Auf den Erinnerungstafeln sieht man Fotos von jüdischen Frauen und Kindern, die diesen Weg gehen.

Auf der rechten Seite schon ziemlich am Ende dieses eingezäunten Weges sieht man die ehemalige Kommandantur II. Sie gehört nicht mehr zum „Museumsgelände“ und beherbergt heute eine katholische Pfarrkirche, die außerhalb der Stacheldrahtzäune steht.

Wir erreichen das Tor. Davor sind noch Pfützen vom Vortag. Gleich hinter dem Tor links befinden sich noch die Grundmauern der Krankenstation, in der auch medizinische Versuche durchgeführt wurden.

Wir gehen auf einem geteerten Weg weiter und passieren wieder ein offenes Tor. Hier sieht alles so friedlich und teilweise nach unberührter Natur aus: Wassergräben, Birkengruppen auf der Wiese, dann ein Stück Wald, in dem ein großer Teich liegt. Der friedliche Eindruck täuscht. Hier und in anderen Gewässern soll die Asche der verbrannten Gefangenen hinein geschüttet worden sein.

Gaskammer und Krematorien

Drei Gedenksteine zeigen heimlich aufgenommene Fotos eines Häftlings des Sonderkommandos an der Gaskammer. Ein verschwommenes Foto zeigt nackte Frauen auf dem Weg zur Gaskammer, ein weiteres die Leichenverbrennung nach der Vergasung.

Es sind noch Grundmauern des Krematoriums IV vorhanden. Davor stehen zwei Gedenktafeln. Eine zeigt den Grundriss mit der entsprechenden Erklärung (A = Gaskammern, D = Umkleideraum, F = Verbrennungsöfen, H = Ort [Teich], wo die Asche abgeladen wurde). Mitglieder des Sonderkommandos, das die Toten aus der Gaskammer holen musste, hatten erfahren, dass sie getötet werden sollten. Sie hatten eine Revolte angezettelt und das Krematorium IV in Brand gesteckt: Die SS tötete ca. 450 Aufständische.

An der Stelle von Bunker II (Gaskammer), auch das „weiße Haus“ (ehemaliges Bauernhaus) genannt, befinden sich zwei Gedenktafeln. Wir erfahren, dass auch hier Männer, Frauen und Kinder getötet wurden. Als die Krematorien in Betrieb genommen wurden, wurde Bunker II nicht mehr benutzt. Erst mit Beginn der Judentransporte aus Ungarn im Mai 1944 wird er als Gaskammer reaktiviert.

Rechts am Weg ist eine Absperrung um Grundmauern von einem Haus. Es ist ein weiteres ehemaliges zwangsgeräumtes Bauernhaus, das 1942 zur Gaskammer umfunktioniert wurde. Es wurde auch das „rote Häuschen“ und später Bunker I genannt. Rechts von den Mauerresten stehen vor einer riesigen Wiese vier Gedenksteinen. In polnischer, englischer und hebräischer Sprache lesen wir:

„To the memory oft men, woman, and children who fell victim to the Nazi genocide. Here lies their ashes. May their souls rest in piece.“

Zentral-Sauna Auschwitz-Birkenau

Von Weitem hatten wir das Gebäude der ehemaligen Zentral-Sauna schon gesehen.

„Die Gefangenen wurden hier geduscht. Sie erhielten Kleidung und Schuhe. Nachdem man ihnen die Haare geschoren hatte, wurden die zum ‚Verbleib im Lager vorgesehenen‘ Gefangenen registriert und tätowiert. ‚Jüdische Häftlinge wurden in der Zentralen Sauna durch Lagerärzte einer erneuten Selektion unterzogen und jene, die doch als nicht arbeitsfähig galten, wurden in den Gaskammern ermordet.‘

In den ersten Räumen sehen wir an einer Wand hinter Glas Kleidungstücke, Schuhe und Koffer Verstorbener.

Über Türbalken lesen wir z.B. „Haarschneideraum, Untersuchungsraum, Brausen“. Auf einer Tafel sieht man Gefangene beim Desinfizieren von Kleidung. In einem großen Raum steht am Ende eine große Stellwand voller Fotos von Einzelpersonen, Kindern oder Familien. Auch die Rückwand und dahinterstehende weitere, kürze Stellwände sind voller Fotos.

Durch eine Scheibe kann man in einem anderen Raum eine Lore sehen, die vermutlich für die Asche verwandt wurde.

Vor dem „Sauna-Gebäude“ sehen wir auf dem Boden hinter Glas u.a. Reste von Gabeln, Löffeln, Schaufeln.

Unser Weg führt uns an dem Klärwerk und einem Wachtturm vorbei.

Denkmal

Schon beim Betreten der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sahen wir einzelne Soldaten, aber wir wussten nicht, ob es polnische Soldaten waren.

Als wir am Denkmal in der Nähe der ehemaligen Gaskammern und Krematorien II und III ankommen, stehen Soldaten und Soldatinnen in Uniform im Kreis auf dem Vorplatz. Jede*r hat die linke Hand an der Hosennaht und die rechte Hand liegt auf der Schulter des/der Nebenmannes/Nebenfrau. Sie singen. Es hört sich sehr traurig an. Es sind israelische Soldat*innen, die einmal in Auschwitz gewesen sein müssen. Auch Zivilisten befinden sich unter ihnen. Einige der Soldatinnen ziehen sich anschließend wieder um.

„Der Text am Denkmal im Vernichtungslager Birkenau, das 1967 auf Initiative des Internationalen Auschwitz Komitees errichtet wurde, lautet:

Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit.

 Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.

Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.

Seit 1988 findet einmal jährlich der Marsch der Lebenden zur Erinnerung an den Holocaust statt“ [Zitat laut https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz-Birkenau].

Direkt neben dem Gedenkplatz steht die Ruine der Gaskammer/Krematorium II. Die Nazis hatten im Januar 1945 das Gebäude gesprengt. Wie es früher ausgesehen hat, kann man auf einer Gedenktafel sehen.

Frauenlager und Todesbaracke

Wir kommen in den Bereich des ehemaligen Frauenlagers. Hier gibt es rechterhand viele noch von außen gut erhaltene Gebäude. Linkerhand sieht man die bereits bekannten Grundmauern der Gebäude mit den beiden erhaltenen Schornsteinen. Wir haben auch wieder einen freien Blick auf das Torhaus.

Ein Blick in eine Baracke des Frauenlagers ist recht frustrierend. Es gibt nur wenig Tageslicht. Der Fußboden ist zwar mit Steinen ausgelegt, aber recht uneben. Die Frauen schliefen auf Holzbrettern in ca. 1, 50 m breiten doppelstöckigen Kojen, die links und rechts durch Mauerwerk abgegrenzt waren. Im ersten Gang rechts sehen wir links und rechts solche doppelstöckigen Kojen. Am Ende ist ein Waschraum mit mehreren Waschrinnen, die an Pferdetränken erinnern. In einem anderen Raum gibt es wenige freistehende Plumpsklos. Einen privaten Bereich gab es nicht.

Die Baracke für die Kinder und Mütter sieht ähnlich aus. Hier gibt es an den Wänden Zeichnungen für die Kinder, z. B. ist ein Kind mit einem Schulranzen abgebildet. Ich versuche in Gedanken den Raum mit Frauen und Kindern zu füllen, aber es gelingt nicht.

Wirkten diese Baracken schon frustrierend auf uns, so war die „Todesbaracke“ noch niederschmetternder. Der Fußboden besteht aus der blanken unebenen Erde. Hier wurden die nicht mehr arbeitsfähigen Frauen untergebracht, bevor sie vergast wurden.

Eine der Frauen, die in die Todesbaracke kam, war Erna de Vries. Sie verbrachte die Nacht zusammengekauert unter einer Pritsche hockend auf dem Fußboden. Am nächsten Morgen nahm sie am Appell teil und befand sich unter den Frauen, die auf einen Lastwagen getrieben wurden und dann vergast werden sollten. Sie wurde von den schreienden Frauen umgerannt. Sie trampelten über sie hinweg. Sie war zu schwach, um aufzustehen. Sie wünschte sich, noch einmal die Sonne zu sehen. Dies war ihr auch für einen Augenblick möglich. Plötzlich rief ein SS-Mann ihre Nummer auf. Sie raffte sich auf und ging zu ihm hin. Nach dem Vergleich mit der Häftlingsnummer auf ihrem Arm schob er sie in die Todesbaracke zurück. Erna de Vries war Halbjüdin, und laut einem neuen Erlass sollten „Halbjuden“ in der Rüstungsindustrie eingesetzt werden. Sie kam ins KZ Ravensbrück und überlebte.

Als wir wieder aus der Todesbaracke herauskommen, liegt vor uns der vom Vortag reich getränkte matschige Boden mit Blick auf einen Wachtturm mit dem anschließenden Stacheldrahtzaun mit den Transformatoren und dem Torhaus. Hinter dem Zaun befindet sich heute ein Parkplatz.

Hier verabschieden und bedanken wir uns von und bei der uns führenden Dame.

Weiterer Verlauf des Tages

Wir haben heute Nachmittag ca. 10 km zu Fuß zurückgelegt.

Wir sind jedenfalls froh, dass uns der Bus abholt und wir nicht noch über drei km zur Unterkunft laufen müssen. Da wir mit dem kleinen Bus fahren, haben die großen Männer Probleme, ihre Beine unterzubringen. Sie sind aber der Meinung, dass sie froh sein könnten, dass sie bei der Fahrt nicht auf Metall knien müssten, wie heute früh von Karol Tendera erzählt.

Das Abendessen erhalten wir um 19:30 h. Im Anschluss treffen wir uns auf Wunsch der Gruppe in der Bibliothek mit einem deutschen Pfarrer, der seit ca. dreißig Jahren am Rande der KZ Gedenkstätte Auschwitz lebt.

Wo war Gott?“

Die Gruppenteilnehmer würden gerne von dem Pfarrer die Frage beantwortet haben: „Wo war Gott?“ Die Frage könne er nicht beantworten, aber er stimme zu, dass die Zehn Gebote nicht eingehalten wurden. Man müsse aber von Gott weg und an die Menschen denken. Man könne nicht Gott die Verantwortung geben. Auschwitz hätte mit kleinen Schritten begonnen. Sowohl deutsche Gefangene als auch kleine Leute hätten geholfen. Hitler sei demokratisch an die Macht gekommen. Warum hat die Bevölkerung mitgemacht? Christus sei da, aber in dem Sinne, dass er uns nicht verlässt. Gott sei da gewesen, aber habe nicht die Verantwortung abgenommen. Hitler habe gesagt: „ Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.“ Der Pfarrer erklärt nun das Entstehen der Nazi-Ideologie: Die schwarze Uniform stehe für die schwarze Erde. Weihnachten sei durch das Julfest ersetzt worden. Die Rassenlehre habe Ordnung in die Welt gebracht, die Entmischung des deutschen Blutes. Der Gott des Judentums sei entfremdet, also unsichtbar. Die Vergasung habe mit der Vergasung deutscher Behinderter begonnen (ab 1939). Die Gasexperten hätten in Hadamar gesessen.

Die Antwort ist nicht für alle befriedigend.

Ich muss an eine Veranstaltung mit Horst Schmidt denken, der kurz vor seiner geplanten Hinrichtung im Zuchthaus Brandenburg von der roten Armee befreit wurde. Er sagte: „… aber Sie werden jetzt fragen: ‚Wo ist denn Ihr Gott? Wo ist denn Ihr Gott damals gewesen, als Sie dies erlebt haben?‘ Ich kann Ihnen antworten: ‚Gott war da!‘ Er war mit denen gewesen, die versuchten nach ihrem Glauben zu leben.“

Freitag, den 17.5.2019

Frühstück 8.00 h. Abfahrt nach Krakau per Bus um 9.00 h. Die Sonne scheint.

Fahrt nach Krakau

Als wir in Krakau ankommen, gehen wir erst einmal gemeinsam auf den Hügel mit der Burg Wawel. Sie war die Residenz der polnischen Könige. In den kommenden tausend Jahren immer wieder erneuert, erweitert und im jeweils aktuellen Baustil modernisiert.

Bis zur Führung im jüdischen Viertel haben wir Zeit zur freien Verfügung. Jeder macht das, was er möchte. Mir steht nicht der Sinn nach der Besichtigung eines Museums. Ich beschließe, allein durch die Altstadt zu gehen und gehe zu den Tuchhallen.

Tuchhallen

In den Tuchhallen werden hauptsächlich Produkte aus Bernstein und andere Souvenirs verkauft. Ich kaufe nichts. Vor den Tuchhallen stehen Pferdekutschen, mit denen sich viele durch die Stadt fahren lassen. Auf dem Hauptmarkt vor den Tuchhallen steht die mittelalterliche Marienkirche mit ihren zwei ungleichen Türmen. Stündlich ertönt vom höheren der beiden Türme das Spiel eines Trompeters. Der Trompeter spielt das sogenannte Krakauer Trompetensignal „Hejnał“  in alle vier Himmelsrichtungen bis es plötzlich abbricht.

Florianstor und Barbakan

Nun begebe ich mich in Richtung Florianstor, das einen hohen Turm besitzt. In dem Torbogen spielt eine junge Frau Geige. Es hört sich gut an. Hinter dem Tor liegt der Barbakan .

Er erinnert an das Holstentor in Lübeck. Links und rechts sind niedrige Mauern. Ich setze mich auf die rechte Seite und esse und trinke etwas. Sofort sind die Tauben da.

Da ich gelesen habe, dass man auch in den oberen Bereich der Tuchhallen gehen kann, gehe ich zurück.

Während ich mich suchend bei den Tuchhallen nach einer offiziellen Tür für den Aufstieg umsehe, ruft jemand laut meinen Namen. Einige aus unserer Gruppe sitzen vor den Tuchhallen an einem Tisch. Sie fordern mich auf, mich zu ihnen zu setzen. Während wir dort sitzen, kommen norwegische Studenten in Anzügen und die Studentinnen in der Landestracht im Rudel auf den Platz. Sie werden von Marschmusik begleitet, singen und skandieren. Sie bleiben vor einem Gebäude stehen. Auf einem Balkon ist eine Gruppe von Menschen zu sehen, die neben einer Pappfigur von König Harald von Norwegen stehen und winken.

Die anderen aus meiner Gruppe wollen noch zum Barbakan. Ich mache mich auf den Weg zum Treffpunkt für die Stadtführung im jüdischen Viertel. Die Straße zieht sich in die Länge, aber es gibt nichts Schönes zu sehen. Es dauert eine Weile, bis ich ankomme. Ich sehe mich suchend nach dem Lokal „Ariel“ um. Wieder ruft jemand meinen Namen und winkt. Die anderen, die noch zum Barbakan gegangen waren, sind schon vor mir da. Irgendwie komme ich mir vor, wie bei dem Rennen mit Hase und Igel: „Ich bin schon da.“ Da sie mit einem der offenen Elektroautos gefahren sind, ist es kein Wunder, dass sie vor mir da sind. Ich bin nicht die Letzte.

Jüdisches Viertel

Als unsere Stadtführerin die Tour im ehemaligen jüdischen Viertel Kazimierz beginnt, fallen die ersten Regentropfen und es regnet dann eine ganze Weile. Diesmal haben wir keine Kopfhörer und es ist nicht so einfach, das Zuhören, Fotografieren und das Tragen des Regenschirmes auf die Reihe zu bringen.

Früher war Kazimierz eine eigene Stadt (1335-1791). Im 19. Jahrhundert lebten hier nur Juden. Es entstand eine eigene Kultur mit eigenem Flair. In der Zeit zwischen 1941-1943 wurde fast die gesamte jüdische Bevölkerung ermordet.

Wir sehen einige der sanierten Synagogen. Das nach dem Krieg heruntergekommene Viertel wurde „wiederbelebt“, als Steven Spielberg Teile seines Films „Schindlers Liste“ hier drehte.

Wir stehen an Drehorten zum Film „Schindlers Liste“. Es sind aber nicht die Originalplätze der Orte, die sie darstellen sollen. An den Wänden sind Fotos aus dem Film zu sehen.

Wir gehen weiter zum Geburtshaus der Kosmetik-Milliardärin Helena Rubinstein in der Szeroka-Straße. Sie wanderte nach Australien aus und hat dort eine Marktlücke entdeckt. Die Frauen hätten alle so eine raue Haut gehabt. Die Creme, die sie anfangs verkaufte, gab es schon. Sie hat sie nicht selbst zusammengestellt.

Nachdem wir eine lange, große Brücke mit Liebesschlössern überquert haben, erreichen wir den Deportationsplatz mit den vielen „großen“ Stühlen [Denkmal für die hier wartenden Menschen], die über den Platz verteilt sind. Jeder Stuhl steht für 1000 Opfer.

Hier steht auch die Apotheke „Zum Adler“, die im „Krakauer Ghetto“ lag. Der arische Apotheker Tadeusz Pankiewicz half den Ghettobewohnern, wo es ging.

Die Stadtführerin möchte noch zur Ghettomauer und zur ehemaligen Schindlerfabrik gehen. Hin und zurück wären das noch vierzig Minuten. Da ich inzwischen zwei Wasserblasen habe, schließe ich mich denjenigen an, die schon zurück zum „Ariel“ gehen. Wie ich später erfahre, kann man von der Ghettomauer nur Fragmente sehen. Zur Besichtigung der Schindlerfabrik ist es zu spät. Außerdem ist nur das Gebäude erhalten, und innen in dem Museum gibt wenig Hinweise auf Schindler. Insofern haben wir nicht wirklich etwas verpasst.

Nach einer Weile kommen die anderen auch schon zum „Ariel“ und wir gehen hinein.

In dem Film „Schindlers Liste“ feiert Oskar Schindler (Liam Neeson) im „Ariel“ ein rauschendes Fest mit den örtlichen Nazi-Funktionären.

Unser Abend soll bei koscherem Essen und Live-Kleszmer-Musik ausklingen. Ich esse Fisch mit Pommes.

Dann kommen die Musiker. Obwohl die Klarinette-Spielerin sehr erkältet ist, spielt sie sehr gut. Die Musiker spielen nicht die üblichen Lieder, die wir bereits heute Nachmittag gehört haben. Sie spielen mehr Impro.

Der Bus holt uns um 22.00 h beim Lokal ab. Um 23:30 h sind wir in der Unterkunft.

Samstag, den 18.5.2019

Frühstück gibt es um 8:00 h. Bis um 9.30 h sollen wir ausgecheckt und die Zimmer geräumt haben. Die Koffer kommen alle in einen separaten abgeschlossenen Raum.

Besichtigung der Stadt Stadt Auschwitz/Oswiecim

Die Sonne scheint.

Um 9.45 h treffen wir uns mit der Aachenerin Alina Hӧtel. Sie absolviert gerade ihren Freiwilligendienst in Oświęcim. Ein Bus bringt uns in die Stadt Auschwitz/Oswiecim.

Alina (19) erzählt uns etwas über die die Geschichte der Stadt und der jüdischen Bürger.

Alina zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Viele davon sind heute auf dem Markplatz von den Marktständen verdeckt.

Auf dem Marktplatz gibt es u.a. Stellwände mit Plakaten für den Frieden. Auf einem Plakat sind lauter schwarze Panzer in kindlicher Form zu sehen. Dazwischen eine pinkfarbene Ente auf Rollen.

In der Synagoge sehen wir einen Leuchter, Gebetstücher, einen Gebetsschrank, eine Mischna und eine Mesusa . Es befindet sich dort auch ein Gedenkstein auf dem groß JHWH (Tetragramm für den Gottesnamen)  in hebräischen Buchstaben steht. Leider kann ich nichts über den weiteren Text erfahren.

In einem der Räume des Jewish Center werden auch Dokumente über die Verfolgungsgeschichte ausgestellt. Wir sehen u.a. ein Bild von zwei Freundinnen. Die eine ist eine Jüdin, die andere arisch. Sie werden getrennt. Die Jüdin stirbt. Ihre Freundin bringt später das Bild und Dokumente hierher.

Auch sehen wir eine Karte eines Lehrers an seine überlebende Schülerin, in der er seine Freude zum Ausdruck bringt, dass sie noch am Leben ist. Er hat jüdischen Kindern heimlich im Keller Unterricht erteilt, obwohl es verboten war. Er wurde verraten.

In einem andern Raum befindet sich eine Mediashow: Wenn man auf eines der Bilder drückt, folgen andere Fotos, oder man kann Videos oder Tondokumente hören.

Abschlussgespräch

Unsere Führung geht bis 12.00 h und um 12.30 h erhalten wir zum letzten Mal ein Mittagessen im „Zentrum für Information, Begegnung, Dialog …“.

Danach haben wir noch das Abschlussgespräch, und wir müssen noch unsere Bewertungsbögen für den Bildungsträger ausfüllen.

Ich sage, dass ich mir Auschwitz nicht so groß vorgestellt habe und nachts von Schienen geträumt hätte.

Mir sei heute früh in der Stadt Auschwitz noch einmal klar geworden, dass man schon in der Schule damit anfangen müsse, Kinder mit einer anderen Religion als Menschen wahrzunehmen, egal ob einem die Religion passt oder nicht.

Bernadette, die Lebensgefährtin unseres Reiseleiters, singt das Lied, dass in der Ausstellung für die Sinti und Roma als Hintergrundmusik gespielt wird. Sie ist sehr ergriffen und es kostet sie viel Kraft. Für uns ist dies noch einmal ein würdiger Abschluss unserer Auschwitz-Studienfahrt.

Wir holen die Koffer um 15.10 h aus dem Gepäckraum. Diesmal fahren wir nur mit dem Kleinbus zum Flughafen. Die Koffer werden im Anhänger verstaut.

Unser Flug wird wegen der Wetterverhältnisse um zwanzig Minuten verschoben. Der Flug verläuft ohne Zwischenfälle und wir sind dann ca. 20.00 h bei der Gepäckausgabe. Da ich unbedingt meinen Zug um 21:14 h erreichen muss, um noch heute zuhause anzukommen, verabschiede ich mich auch schon einmal.

Mein Zug kommt pünktlich und es ist von Vorteil, dass ich einen Platz reserviert habe. Der Zug fährt durch bis Göttingen. So bin ich sehr froh, dass mein Zug um 23.05 h in Göttingen eintrifft. Um ca. 23.30 h bin ich dann zuhause. Kurz, nachdem ich aus dem Taxi aussteige, schießt jemand mehrere Böller ab. Na ja, eine solche Begrüßung wäre gar nicht nötig gewesen …

Fazit

KZ-Gedenkstätten wie Buchenwald, Mittelbau-Dora, Sachsenhausen, Ravensbrück, Bergen-Belsen, Dachau und Moringen hatte ich schon früher besucht. Durch viele Veranstaltungen über Opfer und Täter und persönliche Zeitzeugengespräche begegnete mir immer wieder ein ähnliches Muster der Gräueltaten im Nationalsozialismus. Immer wieder frage ich mich: „Wie konnten die Täter gegenüber den Opfern so abgebrüht werden, aber gleichzeitig liebevolle Männer und Väter sein?“

Allerdings habe ich beim Lesen von Lebensberichten der Überlebenden auch eine gewisse Abstumpfung der Gefühle gegenüber ihren Mitgefangenen festgestellt, je nachdem, in welchen Arbeitsbereichen sie eingesetzt wurden. Es ging teilweise nur noch ums eigene Überleben. Trotzdem gab es auch viele Hilfeleistungen unter den Gefangenen aus den unterschiedlichsten Motiven heraus: ohne Eigennutz, Idealismus oder durch einen gewinnbringenden Tauschhandel im KZ.

Am Ende bleibt immer die Frage: „Was hätte ich eigentlich getan?“

© Copyright Ingeborg Lüdtke

Text- und Data-Mining: Ich behalte mir eine Nutzung aller Inhalte dieser Webseite für kommerzielles Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Weiterführende Webseiten:

http://auschwitz.org/en/

https://de.wikipedia.org/wiki/Staatliches_Museum_Auschwitz-Birkenau

Weiterführende Literatur:

Auschwitz : Nationalsozialistisches Vernichtungslager, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (1997)

Rudolf Vrba, Ich kann nicht vergeben: Meine Flucht aus Auschwitz, Schöffling; Auflage: 2 (24. August 2010)

Reiner Engelmann, Der Fotograf von Auschwitz

https://www.randomhouse.de/Buch/Der-Fotograf-von-Auschwitz/Reiner-Engelmann/cbj-Kinderbuecher/e454805.rhd

Reiner Engelmann

Wir haben das KZ überlebt – Zeitzeugen berichten

https://www.randomhouse.de/ebook/Wir-haben-das-KZ-ueberlebt-Zeitzeugen-berichten/Reiner-Engelmann/cbj-Kinderbuecher/e477475.rhd

Rudolf Höß, Martin Broszat (Hrsg.)

Kommandant in Auschwitz – Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß

https://www.dtv.de/buch/rudolf-hoess-martin-broszat-kommandant-in-auschwitz-30127/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert