Der Geburtstag – Ein Kommentar

„Kleines Wunder Mensch“

Der Geburtstag ist mit vielen Gefühlen verbunden. Gab es bei der Geburt keine Komplikationen, hat die Mutter die Geburtsschmerzen schnell vergessen. Ein freudiges Lächeln huscht über ihr Gesicht, das noch kurze Zeit vorher schmerzverzehrt war. Vater und Mutter bestaunen das „kleine Wunder Mensch“, das soeben das „Licht der Welt erblickt hat“.
Eigentlich gebührt der Mutter die Ehre an diesem Tag, da sie das Kind geboren hat. Doch in einem Jahr und in den Jahren danach stehen nur noch das Kind und später der erwachsene Sohn oder die Tochter im Mittelpunkt.

Kinder schlafen nicht vor Aufregung

Wieder ist der Geburtstag mit Gefühlen verknüpft. Die Kinder können vor Aufregung Nächte lang nicht schlafen. Sie sind neugierig auf die Geschenke. Die Ernüchterung erfolgt, wenn das heiß ersehnte Geschenk nicht dabei ist und stattdessen etwas anderes geschenkt wird. Meist sind die Erwachsenen aber so lieb und erfüllen die Wünsche der Kinder, wenn sie es sich leisten können.

Erwachsene grübeln Nächte lang

Manche Erwachsene können auch nächtelang nicht schlafen, weil sie sich fragen: „Habe ich auch niemanden vergessen einzuladen? Haben wir genügend Platz zum Feiern? Wie wird das Wetter? Können wir Grillen? Soll ich eine Tischordnung erstellen? Wie kann ich die verfeindeten Familienmitglieder weit genug auseinander setzen? Wie kann ich dieses Jahr verhindern, dass zu viel Alkohol getrunken wird, ohne knickrig zu wirken? Habe ich alles eingekauft?“ Wieviel Stress das „Geburtstagskind“ am Tag der Feier hat, hängt von der Anzahl der Helfer ab. Ständig die Gäste lächelnd zu begrüßen und Geschenke entgegen zu nehmen, kann auch sehr stressig sein. Bei der Vielfalt der oft unnützen oder lieblos ausgesuchten Geschenke kann das Lächeln schon einmal gefrieren. Aber die Freude über ein schönes von Herzen kommenden Geschenks ist riesig. Oft sind es die kleinen Dinge oder Gesten, die erfreuen, nicht die teuren Geschenke bei deren Anblick schon wieder daran gedacht wird, was man zum Ausgleich schenken muss.

Geburtstagsfeiern im Betrieb

Geburtstagsfeiern im Betrieb werden auch unterschiedlich gehandhabt. In einigen Firmen ist es üblich, dass derjenige, der Geburtstag hat, ein Frühstück oder ein Mittagessen ausgibt. Warum muss eigentlich das „Geburtstagkind“ etwas ausgeben? Es kann am wenigsten dafür, dass es an diesem Tag geboren wurde.
Nun sieht es sich aber genötigt einen Partyservice zu beauftragen oder die Brötchen selbst und günstigenfalls gemeinsam mit den Kollegen zu belegen. Als Gegenleistung gibt es ein Gemeinschaftsgeschenk, das man sich bei einem guten Betriebsklima vorher wünschen kann. Die Kollegen wissen, dass ein bestimmter Betrag bei der Sammlung erwartet wird. In einigen Betrieben wird der Betrag für ein Geschenk nicht festgelegt. Der Sammelumschlag scheint manchmal „Löcher zu haben“ oder wie erklärt es sich, dass 10 Kollegen nur knapp 10,- € gesammelt haben? Der oder die Kollegin, die das Geschenk besorgt, legt dann oft zähneknirschend noch eine größerer Summe drauf, damit das Geschenk nicht so dürftig aussieht.

Heuchelei

Immer wieder faszinierend ist es dabei zu zusehen, wie Kollegen beim Anblick eines gedeckten Geburtstagtisches unvermittelt ein „Lichtschalterlächeln“ aufsetzen und freudestrahlend zum Geburtstag gratulieren, sich umwenden und an der nächsten Ecke über die Person herziehen.
Ehrlicher wäre es, wenn man die innerbetrieblichen Geburtstagsfeiern und das Gratulieren einstellen würde. Dies käme dann auch denen entgegen, die aus Prinzip oder aus religiösen Gründen keinen Geburtstag feiern.

Nicht alle feiern Geburtstag

Nicht nur die Zeugen Jehovas feiern keinen Geburtstag. Auch einige Muslime lehnen die Geburtstagsfeier mit der Begründung ab, ihr Prophet Mohamed habe weder selbst Geburtstag gefeiert noch seine Gefährten aufgefordert dies zu tun. Ein saudischer Islamgelehrte ist aber der Meinung, dass das Feiern des Geburtstages nicht verboten sei.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es bei den Katholiken üblich den Namenstag (meist Todestag eines Heiligen nach dem ein Kind benannt wurde) zu feiern. Inzwischen hat sich auch unter den Katholiken die Geburtstagsfeier durchgesetzt.
In der jüdischen Religion wurde ursprünglich kein Geburtstag gefeiert. In der Bibel werden nur zwei Geburtstagsfeiern erwähnt und zwar die des Pharao von Ägypten (18. Jahrhundert v. u. Z.) und die des Herodes Antipas (1. Jahrhundert u. Z.). Bei beiden Feiern gab es Hinrichtungen. So wurde im ersten Fall der Oberste der Bäcker Pharaos gehängt und im zweiten Fall Johannes der Täufer enthauptet (1. Mose 40:18-22; 41:13; Matthäus 14:6-11; Markus 6:21-28).
In der Bibel findet sich kein Hinweis darauf, dass Jesus Christus seinen Geburtstag gefeiert hätte.

Woher stammt der Brauch Geburtstag zu feiern?

Woher stammt dann der Brauch Geburtstag zu feiern?
Die Schwäbische Zeitung [Magazin „Zeit und Welt] vom 3./4. April 1981 erklärt, dass die Ursprünge der Bräuche im Bereich der Religion und Magie lägen. In alter Zeit seien Glückwünsche, Geschenke und die Feier mit den brennenden Kerzen dazu bestimmt, Dämonen vom Geburtstagskind fernzuhalten und die Sicherheit für das kommende Jahr zu gewährleisten. Außerdem habe das Christentum die Geburtstagsfeier bis ins vierte Jahrhundert als heidnisch abgelehnt.

Feiern mit Menschen, die uns lieben

Am schönsten und stressfreiesten sind harmonische Feiern oder Treffen ohne besondere Anlässe mit Verwandten und Freunden, die uns lieben. Hierbei kommt es nicht darauf an, ob man ein großes, ein kleines oder gar kein Geschenk mitbringt. Das ungezwungene Zusammensein ist das Wichtigste

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Literaturhinweis:

Stafan Heidenreich: Geburtstag – Wie es kommt, dass wir uns selbst feiern; Hanser Verlag

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